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stimmen läßt, auf die „Solidarität der konservativen Inter-
essen“, die alte Arnim'sche Politik, Wert zu legen, statt darauf
zu sehen, daß Frankreich allianzunfähig und uneinig bleibt.
Die Anfangs Mai erfolgte Begrüßung des Kaisers in Metz
durch den dorthin von Paris entsandten Botschafter Gontaut
ist durch Augusta veranlaßt worden; auch ist der Kaiser nicht
ohne Anteil an der am 18. Mai erfolgten Bildung des
reaktionären Ministeriums Broglie Fourtou.
Es ist eine starke Zumutung, mir glauben machen zu wollen,
daß die Kaiserin nicht Politik treibt und nicht gegen mich
agitiert. Ich finde sie seit fünfzehn Jahren überall als
Gegnerin. Sie läßt sich Korrespondenzen schreiben, die sie
dann dem Kaiser vorliest und zwar beim Frühstück, und immer
nach dem Frühstück erhalte ich unangenehme Handbillette des
Kaisers. Der Kaiser ist im Prinzip mit der Kirchenpolitik
einverstanden, im einzelnen macht er Schwierigkeiten, ver-
anlaßt durch die Einmischung der Kaiserin. Schleinitz, Goltz,
Nesselrode und andre arbeiten gegen mich mit der Kaiserin.
Ich kann es mir nicht gefallen lassen, daß man meine Feinde
auszeichnet. So hat Nesselrode einen Orden bekommen, ob-
gleich er sich an der „Reichsglocke“ beteiligt hat. Wenn das
nicht aufhört, werde ich abgehen und dann kein Blatt vor den
Mund nehmen. Alles, was der Reichsregierung feindlich ist,
wird von der Kaiserin unterstützt. Solange Gontaut in Ber-
lin ist, besteht eine Art Gegenministerium, mit dem ich zu
kämpfen habe. Die Kronprinzessin mischt sich nicht in die Po-
litik, wenn sie auch Vergnügen daran findet, oppositionelle
Elemente zu sich einzuladen.“
1877.
Unterredung mit Anton v. Werner, betreffend
Bismarcks Begegnung mit Napoleon auf der
Chausse von Donchery.“
*) Nach der Darstellung Werners in dem ersten Heft der
„Deutschen Monatsschrift für das gesamte Leben der Gegen-
wart“ (Oktober 1901).