Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

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päischer Wichtigkeit ist und noch manche zivilisatorische Auf- 
gaben und Kulturmissionen zu erfüllen hat. Aber gerade, 
weil Deutschland interessiert ist, daß Oesterreich-Ungarn diesen 
Aufgaben, wenn sie herantreten, gewachsen ist, erfüllt es 
mich mit einer gewissen Besorgnis und Unruhe, daß der fort- 
dauernde innere Zwiespalt und die ewigen Ausgleichsdebatten 
und Streitigkeiten die besten Kräfte des Staates lähmen 
und aufzehren. Die stete Wiederkehr dieser Krisen und die 
traurige Ueberzeugung, daß es mit dem ersten und auch mit 
dem zweiten, ja vielleicht auch mit dem dritten Ausgleiche 
noch nicht abgetan ist, und daß man nach einem gewissen Zeit- 
raume wieder von vorn anfangen, wieder miteinander ringen, 
Gladiatorenkämpfe führen, und was noch mehr ist, gleich 
Schacherjuden feilschen und mäkeln muß, ist die bedenklichste 
Erscheinung im befreundeten Kaiserstaate. Das kommt mir 
vor wie ein schleichendes Fieber, welches, wenn es nicht nach 
den ersten und zweiten Symptomen radikal kuriert wird, lebens- 
gefährlich werden kann, indem es die besten, gesündesten Säfte 
abforbiert. 
Wäre ich ein Ratgeber Sr. Majestät des Kaisers von 
Oesterreich, so würde ich demselben sagen: Majestät, appellieren 
Sie an Ihre Völker dies= und jenseits der Leitha; was den 
Parlamenten allzuschwer gelingt, wird Ihnen ein Leichtes 
sein. Machen Sie die Lösung der Differenzen zwischen der 
Ost= und Westhälfte Ihres Reiches zu einer Majestätssache 
und ich garantiere Ihnen, der Ausgleich ist binnen zwei Wochen 
fix und fertig.“ ) 
*) Beglaubigt äst diese Aeußerung ebensowenig wie die 
folgende angeblich in das Jahr 1877 fallende Unterredung Bis- 
marcks mit einem Diplomaten: 
„Man schiebt mir vieles in die Schuhe, woran ich ganz 
unschuldig bin und ich erfahre erst durch die Zeitungen, daß 
ich es sei, der an diesem oder jenem Ereignis die Schuld trage. 
Andererseits rechnet man mir wieder Verdienste zu, die ich nicht 
habe. So hielt man es für ein Werk meiner Schlauheit, daß
	        
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