Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

— 291 — 
Einflusses geboten wird. Vergegenwärtigen Sie sich nur das 
Beispiel Roons, der als der einzige Konservative in das liberale 
Auerswald'Tsche Ministerium trat, alsbald der Krystallisations- 
punkt wurde, um den es sich in ein konservatives verwandelte. 
Verlangen Sie von mir nichts Unmögliches; ich kenne den 
König und die Grenzen meines Einflusses genau genug; mir 
sind die Parteien ziemlich gleichgültig, sogar ganz gleichgültig, 
wenn ich von den eingestandenen und nichteingestandenen Re- 
publikanern absehe, die nach rechts mit der Fortschrittspartei 
abschließen. Mein Ziel ist die Befestigung unsrer nationalen 
Sicherheit; zu ihrer inneren Ausgestaltung wird die Nation 
Zeit haben, wenn erst ihre Einheit und damit ihre Sicherheit 
nach Außen konsolidiert sein wird. Für die Erreichung des 
letztern Zwecks ist gegenwärtig auf dem parlamentarischen 
Gebiete die nation alliberale Partei das stärkste Element. Die 
konservative Partei, der ich (Bismarck) im Parlament ange- 
hört, hat die geographische Ausdehnung, deren sie in der 
heunngen Bevölkerung fähig ist, erreicht und trägt nicht das 
Wachstum in sich, um zu einer nationalen Moajorität zu 
werden; ihr naturgeschichtliches Vorkommen, ihr Standort 
ist beschränkt in den neuen preußischen Provinzen; im Westen 
und Süden von Deutschland hat sie nicht dieselben Unter- 
lagen, wie in Alt-Preußen, in Ihrer Heimat, Hannover, 
namentlich hat man nur zwischen Welfen und Nationallibe- 
ralen zu wählen, und die letzteren bieten einstweilen die beste 
Unterlage von allen denen, auf welchen das Reich Wurzel 
schlagen kann. Diese politische Erwägung veranlaßt mich, 
der gegenwärtig stärksten Partei entgegen zu kommen, indem 
ich ihren Führer zum Kollegen zu werben suche, ob für die 
Finanzen oder das Innere, ist gleichgültig. Ich sehe die 
Sache von dem rein politischen Standpunkte an, bedingt durch 
die Auffassung, daß es für jetzt und bis nach den nächsten 
großen Kriegen nur darauf ankommt, Deutschland fest zu- 
sammenwachsen zu lassen, es durch seine Wehrhaftigkeit gegen 
19*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.