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Berlin, 21. Februar 1878.
Unterredung mit dem württembergischen Minister
Frh. v. Mittnacht über die Stellvertretungs-
vorlage, die Ernennung Varnbülers zum Finanz-
minister.“
Bismarck besprach mit Mittnacht die Aenderungen, welche
der Gesetzentwurf über die Stellvertretung des Reichskanzlers
und seine Motive erfahren müßten. „Ich habe früher einmal
dem Kaiser Varnbüler als Preußischen Finanzminister ge-
nannt. Der Kaiser hat gesagt: Sind wir denn so arm in
Preußen, daß wir den Finanzminister von auswärts holen
müsseen?“)
Berlin, 2. März 1878.
Unterredung mit den Führern der national-
liberalen Partei, betreffend das Tabakmonopol.““
Die Unterredung fand auf einer parlamentarischen Soirée
statt. Bismarck verhandelte zuerst in eifriger und angeregter
Weise mit den Reichstagsabgeordneten Forckenbeck und Ben-
nigsen und dann fast eine volle Stunde allein mit
Forckenbeck (dem Reichstagspräsidenten) über das von ihm
dringend begehrte Tabaksmonopol. Die Gesellschaft ging aus-
*) Erinnerungen an Bismarck von Freiherrn v. Mittnacht,
Seite 63.
"“*) Auf Befragen Bismarcks, ob Varnbüler, der Schwieger-
vater des württembergischen Gesandten Freiherrn v. Spitzemberg
preußischer Finanzminister werden wolle, antwortete dieser, Varn-
büler sei 67 Jahre alt und habe keine Stimme, der Kanzler
müßte Varnbüler nach dessen Rückkunft nach Berlin selbst fragen.
Von Varnbülers Berufung in das Finanzministerium wurde dem-
nächst abgesehen.
*7) Maz v. Forckenbeck, Ein Lebensbild von M. Philipp-
son, S. 295.