Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

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einander, während die beiden Männer noch in emsiger Be- 
sprechung begriffen waren. Nachdem die Lockungen versagt 
hatten, suchte Bismarck hier und in noch mehrfach wieder- 
holten Unterredungen Forckenbeck durch Drohungen gefügig 
zu machen; er sprach von der Auflösung des Reichstages, 
ja von einer Regierung ohne Reichstag und Verfassung; er 
habe die Militärkonventionen, die seien für die Machtstellung 
Preußens und Deutschlands ausreichend.“) 
Friedrichsruh, 20. Mai 1878. 
Unterredung mit dem russischen Botschafter in 
London, Grafen Schuwaloff, betreffend die Bei- 
legung der Balkankrisis durch den Berliner 
Kongreß.““ 
Schuwaloff teilte Bismarck mit, Rußland habe sich mit 
England geeinigt, Bulgarien in zwei Teile zu teilen und 
*) Bald darauf traf Bismarck seine Entscheidung mit Um- 
gehung der Nationalliberalen, durch die Ergänzung des Mini- 
steriums (Graf Stolberg, Hobrecht Maybach). Die National- 
liberalen beschlossen nunmehr am 11. April 1878 einstimmig, 
das Tabakmonopol abzulehnen und auch die Erhöhung der Tabak- 
steuer zu bekämpfen. Der einzige won# den nationalliberalen 
Führern, der zunächst den Verkehr mit Bismarck aufrecht erhielt, 
war Forchenbeck. Bismarck lud denselben noch wiederholt zu Diners 
ein, und ließ ihn bei dieser Gelegenheit seine Gemahlin zu Tisch 
führen. Mehrfach hatte Bismarck mit Forckenbeck besondere und 
vertrauliche Besprechungen. Forckenbeck war auch der einzige 
Liberale, der auf die Entschließungen Bismarcks noch Einfluß 
übte, z. B. in der Frage der Kompetenzabgrenzung zwischen dem 
Vorsitzenden des Reichskanzleramts und dem Unterstaatssekretär 
für die Reichsfinanzverwaltung. Es war sstreitig, wie weit der 
Kanzler genötigt sei dem Reichstage von Abänderungen inner- 
halb der Reichsverwaltung Rechenschaft zu geben. Max v. Forcken- 
beck, Ein Lebensbild von M. Philippson, S. 297. 
"“) Nach einer Veröffentlichung des auch als Historiker be- 
kannten einstigen französischen Ministers des Auswärtigen Ga- 
briel Hanotaux in dem zweiten Septemberheft der „Revue des 
deux mondes“ des Jahrganges 1908. (Klingt trotzdem wegen 
Batum nicht sehr glaubwürdig.)
	        
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