Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

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den Teil südlich vom Balkan dem Sultan zu überlassen, damit 
er sich gegen etwaige spätere russische Angriffe verteidigen 
könne. Dafür wollte England gegen die russische Besetzung 
von Kars und Batum keinen Einspruch erheben. 
Als Schuwaloff dem Kanzler seine Abmachung mit dem 
englischen Ministerium vorlas, zeigte er sich zuerst sehr 
besorgt über die Verhandlungen mit England und verhehlte 
sein Mißfallen über den Ausschluß Oesterreichs nicht. Schu- 
waloff antwortete, daß es das natürliche Interesse Rußlands 
sein müßte, sich mit jener Macht zu verständigen, die am 
meisten zum Kriege geneigt war und deren Flotte zum Aus- 
laufen gegen Rußland bereit lag. Nicht Oesterreich, sondern 
England bestreite Rußland Kars und Batum, und die öffent- 
liche Meinung in Rußland verlange diese beiden Punkte mit 
genau dem gleichen Nachdruck, wie die öffentliche Meinung 
in Deutschland 1870/71 Elsaß-Lothringen gefordert habe. 
Bismarck war über die Preisgabe von Kars und Batum 
durch England sehr erstaunt und fand sie nicht im Einklang mit 
der bisher geführten Sprache und den Erklärungen des Lord 
Salisbury seit seinem Eintritt ins Ministerium. Er glaubte 
sogar, sich verhört zu haben und bat Schuwaloff ihm die 
Note nochmals vorzulesen, die er mit dem foreign secretary 
in London vereinbart hatte. „In diesem Falle haben Sie 
freilich recht gehabt, mit England zu verhandeln, denn Eng- 
land hätte den Krieg allein geführt, Oesterreich nur mit 
Verbündeten.“ 
Als Bismarck einige Aenderungen in der Form der Einbe- 
rufung des Kongresses wünschte, bat ihn Schuwaloff, davon 
abzustehen, da er die Schwierigkeiten voraussah, die aus einer 
erneuten Verhandlung mit den englischen Ministern über be- 
reits vereinbarte Abmachungen erwachsen würden; Bismarck 
gab auf seine Bitte nach und versprach eine nachdrückliche 
und loyale Unterstützung der Kongreßarbeiten.“) 
*") Nach dem ersten Empfang Schuwaloffs durch Bismarck
	        
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