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lauter sprechen und seine Rede wiederholen möge, damit
wir das Vergnügen hätten, sie deutlich zu hören. Das ist
nun ein ungeheurer Gewinn im Sinne der friedlichen Verhand-
lung; verliert eine Rede doch so viel von ihrem Feuer, wenn
sie sie noch einmal vom Anfang bis zum Ende hersagen
müssen. Einige von uns sprechen sich lebhaft aus, tragen
aber nichts nach. Hat also ein solcher Redner seine An-
sprache zu wiederholen, so gibt ihm das Zeit, seine Ausfälle
zu bereuen. Manchmal geht es aber anders. Der Redner
— meist der Engländer oder der Russe — ist so ärgerlich,
daß er, je mehr er über das ihm angetane Unrecht nach-
denkt, immer wütender wird. Da kommt es denn, daß die
zweite Rede schlimmer ausfällt, als die erste, und dann
ist Gefahr, daß alles in Flammen aufgeht. Da habe ich denn
meine letzte Hilfe bereit. Wie der große General, bringe
ich nun die Reserve heran. In einem anstoßenden Saale
habe ich alles famos hergerichtet, besonders in puncto Ge-
tränke — alles in feinster Auswahl für den mannigfaltigen
Geschmack meiner edlen und fürstlichen Freunde. Wohlan denn,
wenn die Unterhandlungen eine Feuersbrunst drohen, dann
sage ich: Meine Herren, ich bin müde und durstig und es
kommt mir vor, daß ein Tropfen mir gut tun würde. Und
warum sollen wir nicht alle einen Schluck nehmen? Das
bedeutet eine Stunde an meinem berühmten Buffet und dann
setzen wir uns wieder in viel besserer Laune an den Tisch.“
Unterredung mit A. v. Werner, betreffend das
Kongreßbild.
Werner wünschte, daß die Herren, wenn auch nicht in
Gala, so doch in kleiner Uniform statt im Zivilkostüm in
der Schlußsitzung erscheinen möchten und daß die Verträge
nicht an dem hufeisenförmigen Sitzungstisch, sondern an dem
Tisch, der an der Gartenseite des Saales für die Land-