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karten aufgestellt war, unterzeichnet würden. Beides ge—
nehmigte Bismarck, trotzdem ihm der Zwang der kleinen
Uniform, das heißt des Waffenrockes der Kürassiere, un-
angenehm war. Nur gegen Werners Wunsch, den Reichs-
hund Tyras auf dem Bilde anzubringen und etwa Sekt zum
Begießen des Friedensvertrages nach deutscher Sitte prä-
sentieren zu lassen — der Buffetraum befand sich neben dem
Sitzungssaal — hatte Bismarck Bedenken. „Sehen Sie,
Tyras ist dem Fürsten Gortschakow ganz unbeabsichtigt und
unversehens zwischen die Beine gefahren und hätte ihn fast
zu Falle gebracht, und da könnten unsere Beziehungen zu
Rußland doch eine wesentliche Trübung erfahren, wenn Sie
den Tyras jetzt auf dem Bilde anbrächten. Und was den
Sekt betrifft, so muß ich doch Rücksicht auf die Türken
nehmen, denen der Koran ja geistige Getränke verbietet, ob-
gleich Mehemed Ali Pascha“) nicht so aussieht, als ob er
sich dies Verbot sehr zu Herzen nähme.. Ich habe das
viele Redenanhören satt und halte nicht länger aus; wenn
wir nicht in dieser (der vierten Woche zu stande kommen,
so gebe ich die Sache auf.“““)
*) In bezug auf Mehemed Ali Pascha (ein Deutscher,
namens Detroit) soll Bismarck bemerkt haben: „La Turquie,
est représentée par un Grec, un renegat et un imbécile“.
Ueber einen Besuch, den Bismarck dem türkischen Bevollmächtigten
zum Kongreß abstattete, vergleiche die „Post“, Nr. 166 vom
19. Juni 1878.
"“*) Ueber Unterredungen Bismarcks, die in die Zeit des
Berliner Kongresses fallen, ist viel gefabelt worden. Nur ein Paar
Geschichtslügen möchte ich festnageln, damit dieselben nicht in
späteren Bismarck-Werken Fuß fassen. Erfunden ist ein von einem
Korrespondenten der „Pall Mall“ mitgeteiltes Gespräch Bismarcks
mit Lord Beaconsfield, betr. dessen Vorhaben, wegen seiner Dif-
ferenzen mit dem Fürsten Gortschakow Berlin mit Ertrazug zu ver-
lassen. Der Korrespondent bemerkt, Lord Beaconsfield sei der
Gast Lord Ampthills gewesen, auch dies ist falsch; Beaconsfield
wohnte im Kaiserhof. Falsch ist, Beaconsfield habe 1862 Bis-