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meiner Abreise von Kissingen schreiben muß, oder auf der
Reise nach Gastein in München mich aufhalten; die Ver—
mittlung eines Dritten wäre vielleicht das Beste.“
Mittnacht erbot sich diese Vermittlung zu übernehmen auf
der Grundlage, das Reichsamt durch einen Ausschuß oder
eine Kommission aus Bundesratsmitgliedern zu ersetzen; Bis-
marck war damit einverstanden.
Weiter teilte Bismarck mit, er glaube kaum, mit dem
Nuntius Masella ) sich verständigt zu haben. „Ich habe
eine Nuntiatur in Berlin und eine Gesandtschaft in Rom
angeboten und nichts weiter verlangt, als die Anzeige der
Ernennung der kirchlichen Oberen. Ob man in Rom darauf
eingehen wird, scheint aber zweifelhaft zu sein.““)
Gastein, 30. August 1878.
Unterredung mit dem Kultusminister Dr. Falk,
betreffend die Kirchenpolitik und die National=
liberalen.““"
*) Bismarck verhandelte mit Masella über die Beilegung
des Kulturkampfes in Kissingen zwischen dem 29. Juli und
16. August 1878.
**) Die „Post“. Nr. 68 wom 10. März 1897 erwähnt
Bismarcks Begegnung mit einem Mitschüler desselben, Namens
Wilhelm Frick, die am 30. Juni 1877 (dies das richtig ge-
stellte Datum) in Kissingen in dem nahe der Saline gelegenen
Wäldchen erfolgte. Frick begegnete dort Bismarck und stellte
sich ihm als einen Schulgenossen der Plamann'schen Pension in
Berlin aus den Jahren 41821 bis 1825 vor. Bismarck erinnerte
sich des Jugendgenossen, er erkundigte sich nach seinem Bruder,
ja noch mehr — er erinnerte denselben an den „Taubenfakt#r“ R.,
den er noch öfters zu sehen bekommen. Heiter, von frischem
guten Aussehen teilte er dem alten Schulgenossen auf dessen
Befragen mit, daß ihn die Kur doch recht erfrischt, ihm wohl
getan habe und nahm unter herzlichem Händeschütteln von ihm
Abschied.
**) Hermann Onken Rud. v. Bemigsen, Bd. II, S. 387.
Ueber ein Gespräch Bismarcks mit Falk, betr. die Absicht des
v. Poschinger, „Also sprach Bismarck“, Band II. 20