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Todt, worin die extremsten Ziele der Sozialdemokratie aus
der heiligen Schrift deduziert werden.“
Graf Botho Eulenburg: „Sie meinen doch dieselbe Schrift,
die seltsamer Weise vor 6 Monaten von dem Konsistorium
der Provinz Sachsen den ihr untergeordneten Geistlichen
empfohlen worden ist.“)
Biomarck: „Ganz wohl, und die zu den schlimmsten Er-
zeugnissen der neueren sozialistischen Literatur zählt. Es frägt
sich, ob gegen dieses Buch nicht auf Grund des Sozialisten-
gesetzes einzuschreiten ist.““) Ich erachte es als ein Gebot der
Herechtigkeit und Konsequenz, daß die Verbreitung aller so-
zialistischen Schriften inhibiert werde, welche die bestehende
staatliche und gesellschaftliche Ordnung untergraben, einerlei,
welchen politischen und religiösen Standpunkt ihr Verfasser
im Uebrigen einnimmt.““")
“) Die betreffende Bekanntmachung findet sich abgedruckt
in den amtlichen Mitteilungen des kgl. Konsistoriums der Provinz
Sachsen vom 23. April 1878.
*.) Die „National-Zeitung“ schrieb darüber in der Nr. 517
vom 2. N.vember 1878: „Die Schrift des Pastor Todt ist
eines der bedenklichsten Bücher, die in neuerer Zeit vielleicht
überhaupt erschienen sind, so bedenklich deshalb, weil sie alle
Hauptziele der Sozialdemokratie auf staatlichem und wirtschaft-
lichem Gebiet, unter Anwendung einer oft unerhörten Exegese,
aus dem alten und neuen Testament zu rechtfertigen sucht und
die christliche Lehre in dem wunderlichsten Licht erscheinen läßt.
Bei streng kirchlich gesinnten Männern, die über volkswirtschaft-
liche Verhältnisse wirklich die „eingehenden Studien“ gemacht haben,
die das Magdeburger Konsistorium, anscheinend geblendet durch
Zitate von Rudolf Meyer, Adolf Wagner und Schäffle, mit
Unrecht Herrn Todt nachrühmt, hat dessen Buch wahres Ent-
setzen erregt.“
*“) In den im „Zentralblatt für das Deutsche Reich“ ab-
gedruckten Verzeichnissen der auf Grund des Gesetzes vom 21. Ok-
tober 1878 verbotenen Druckschriften findet sich das Buch von
Todt nicht aufgeführt.