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Falk: „Das liegt mir ganz ferne.“
Bismarck: „Man wird mir vorwerfen, ich hätte meine
gegen Rom gerichtete Position aufgegeben, und Ihre Person
an das Zentrum für 30 Silberlinge verschachert. Schreiben
Sie mir einen Brief, worin Sie mir die Gesichtspunkte aus-
einandersetzen, die für Ihren Schritt maßgebend waren.“
Falk: „Sie werden denselben morgen in Ihren Händen
haben.“
Bismarck: „Und dann möchte ich, daß Ihr Ausscheiden erst
mit dem Schlusse des Reichstags erfolgt.“
Falk: „Ich bin bereit, noch solange auszuharren.“
Bismarck: „Das Justizministerium wird durch das vor-
aussichtlich baldige Ausscheiden Leonhardts frei. Nehmen Sie
doch dieses Portefeuille an!“
Falk: „Nachdem ich so viele Jahre ein politisches Mini-
sterium versehen habe, kann ich mich unmöglich in die Mauern
des Ressorts einbannen lassen; auch könnte ich ebensowenig
durch Ueberstimmtwerden geschehen lassen, daß die Grund-
sätze, für die ich mit ganzer Kraft eingetreten bin, auf den
Kopf gestellt werden. Ueberhaupt würde ich vielfach so ver-
einzelt stehen, daß ich nach kurzen Monaten wieder auf den
jetzigen Standpunkt käme.“")
Berlin, Anfang Juli 1879.
Unterredung mit dem Amerikaner Kellen und dem
Gesandten der Vereinigten Staaten White, betref-
*) Als in der Sitzung des Reichstages am 9. Juli 1879
bei Beratung des Gesetzentwurfes Über den neuen deutschen Zoll-
starif der Abgeordnete Lasker in seiner Rede die Mäßigung
der national-liberalen Fraktion in ihrem Verhalten der Regierung
gegenüber rühmte und dabei die Stimme fast zu einem Schreien
erhob, wendete sich der Reichskanzler nach der „Post“, Nr. 187
vom Jahrgang 1879 an seine Umgebung mit den Waorten:
„C’est le ton qui fait la musique“.