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Mensdorff zugestimmt und der Krieg hat nun den bekannten
Verlauf genommen. Ich bin aber kein Unitarier, ich wünsche
im Gegenteil, daß in Deutschland neben Preußen noch einige
größere Staaten eristieren, denn der Unitarismus würde in
Deutschland zur Republik führen.
Hannover und Kurhessen habe ich annektiert, weil König
Georg ein sonderbarer Herr gewesen ist, mit dem keine Ver-
ständigung möglich, und weil der Erbprinz von Kurhessen
mit der Annexion einverstanden war. Auch war Preußen
in zwei Hälften geteilt, deren Verbindung notwendig war.
Der König hat noch viel mehr annektieren wollen, nament-
lich Oesterreichisch-Schlesien und Ansbach--Bayreuth. Ich habe
mich dem energisch widersetzt, und deshalb sogar in Nikols-
burg meine Entlassung eingereicht und mich drei Tage lang
um nichts mehr gekümmert; dadurch habe ich meinen Willen
durchgesetzt.
Ich denke nicht an weitere Eroberungen; der Minister,
der solche, namentlich Oesterreich gegenüber, wollte, würde
damit nur ein Zeugnis seines Unverstandes geben. Oester-
reich und Preußen vereint, sind Rußland und Frankreich
gegenüber vollkommen gewachsen, wie sich das anno 1864
gezeigt hat im dänischen Kriege, der gegen den Willen des
übrigen Europa unternommen worden ist. Ich habe mich dem
Kaiser Franz Josef gegenüber bei der ersten Begegnung nach
1866 in dieser Richtung ausgesprochen. Daß die Beziehungen
der Höfe jetzt zwischen Berlin und St. Petersburg intimer
sind als zwischen Berlin und Wien, hat lediglich in Fa-
milienverbindungen seinen Grund. In Versailles hube ich
mich auch dafür ausgesprochen, daß den süddeutschen Staaten
die Kontributionen von 1866 zurückgegeben würden, da hat
man gesagt: Ich sei betrunken!
Ich bin kein Kulturkämpfer von Profession, die Bil-
dung einer konfessionellen Partei im Reichstage hat mich
in den Kampf gedrängt; ich habe es für notwendig
LT