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gehalten, die katholische Kirche wieder auf den Stand—
punkt vor 1848 zurückzuführen. In diesem Kampfe ist mir
allerdings viel Kleingeld zum Herausgeben übrig geblieben.
Ich bedaure den Tod Franchi's, mit dem wäre leicht ein
Vertrag zu Stande gekommen, seither ist alles verändert.
Man hat von Rom aus als Basis vorgeschlagen: Auf—
hebung der Maigesetze oder Wiederherstellung der Ver—
fassungs-Paragraphen, das ist aber unmöglich. Ich
habe auch mit Masella verhandelt, der ist aber ein noch
junger feuriger Diplomat; ich würde es für das beste halten
wenn Rom den Bischof Hefele, der mir als gescheidter ver-
ständiger Mann geschildert ist, mit Verhandlungen beauftragte.
Eine prinzipielle Vereinbarung ist unmöglich, denn sie dauert
nie lange. Am besten wäre es, die Pfarreien jetzt im Ein-
verständnisse mit Rom zu besetzen. Die Zivil-Ehe haben eigent-
lich Roon und Falk zu verantworten. Ich bin damals lange
in Varzin gewesen und habe mich um nichts gekümmert, diese
haben aber verlangt, daß ich den betreffenden Gesetz-Entwurf
auch unterzeichne.“)
Gastein, 27. und 28. August 1879.
Unterredung mit dem österreichischen Ministerpräsidenten.
Grafen Julius Andrassy, betr. den Abschluß eines Defensiv-
Bündnisses zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn.“)
*") Nach einer Mitteilung des Professors Mar Müller
hätte Bismarck gelegentlich eines Gespräches über den damaligen
britischen Premierminister, Lord Beaconsfield, gesagt: „Der hat
es leicht. — Ich könnte die ganzen Geschäfte des Auswärtigen
Amtes von England so „nebenbei“ besorgen.“
"“*) Andrassy suchte Bismarck anfänglich vergebens von der
Notwendigkeit eines solchen Bündnisses zu überzeugen. Er war
schon im Begriffe abzureisen, als auf das Gerücht, daß ein
Bündnis zwischen Rußland und Oesterreich-Ungarn vorbereitet
werde, Bismarck ihm sagen ließ, daß er bereit sei, mit ihm