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Gastein, 3. September 1879.
Unterredung mit dem Chef der russischen Verwal-
tungsabteilung für Preßsachen, P. D. Stremon-
low, betreffend das Verhältnis zwischen Deutsch-
land und Rußland.“
Bismarck: „Wissen Sie, was heute vor sich geht? Gerade
jetzt, in der Minute, wo wir mit einander reden, findet die
Begegnung unserer Kaiser in Alexandrowo statt.“
Dem Russen kam diese Mitteilung natürlich unerwartet.
Als Antwort gab er dem Gedanken Ausdruck, daß das Zu-
sammentreffen der Monarchen unzweifelhaft segensreiche Folgen
haben und die guten Beziehungen zwischen beiden Mächten,
die in letzter Zeit durch Mißverständnisse bedauerlicherweise
mehrfach getrübt seien, wieder herstellen würde.
Bismarck: „Ich wollte, dem wäre so. Wer trägt
übrigens die Schuld daran, daß unsere guten Beziehungen
gestört sind? Was sollen diese erbitterten Angriffe, denen
wir in letzter Zeit von Seiten Ihrer Presse ununterbrochen
ausgesetzt sind? Warum läßt Ihre Regierung dergleichen zu?“
zu verhandeln. Andrassy wollte um keinen Preis einwilligen,
daß im Falle eines deutsch-französischen Krieges Oesterreich-
Ungarn intervenieren sollte. „Ohne Reziprozität schließe ich kein
Bündnmis"“ waren Bismarcks Worte. Endlich begann er doch darauf
einzugehen. Zur Geschichte des österreichisch-ungarisch-deutschen.
Bündnisses. Nach ungedruckten Stücken aus dem Nachlasse des
Grafen Andrassy. Von Heinrich Marczali. „Deutsche Revue“,
Juni 1906. S. 269.
*) Nach einem Referate Stremoukowms im Oktoberheft 1898
der russisch-historischen Zeitung „Rußkaja Starina“ und einem
Referate daraus in der „St. Petersburger Zeitung“, Nr. 306
vom 14. November 1898. Stremoukow erwähnt übrigens irr-
tümlich den 23. August (J. September). Die Zusammenkunft
Kaiser Wilhelms mit dem russischen Kaiser Alexander erfolgte
am 3. September.