Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

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braucht. In Richard II. steht: Ich kenne weder Haß noch 
Furcht noch Liebe; vom menschlichen Standpunkt ist das 
lächerlich, aber Staaten sollen so regiert werden. Kann ich 
den Kaiser nicht zur Zustimmung bewegen, so muß ich meinen 
Abschied fordern. Es ist keine Kanzlerfehde, wie es liberale 
Zeitungen, vielleicht nach Nachrichten aus der russischen Bot— 
schaft, darstellen, sondern eine Frage der Sicherheit und Un— 
abhängigkeit des Deutschen Reichs. Von Gortschakow spricht 
übrigens Kaiser Alexander selbst als von einem verbrauchten 
Mann. 
Wer soll, wenn ich abgehe, Kanzler werden? Es müßte 
ein Staatsmann sein, der dem Kaiser von Rußland genehm 
ist. Graf Münster oder Fürst Hohenlohe wären es nicht, 
weil westmächtlicher Sympathien verdächtig; Radowitz ist in 
Petersburg nichtsweniger als persona grata. Die Erfahrung, 
wie schwer mitunter die regierenden Herren es ihren Mini— 
stern machen, ihrem Lande zu dienen, könnte den Gedanken 
nahelegen, Republikaner zu werden. Ich habe meinen König, 
der im Jahre 1866 auch von Abdikation gesprochen hat, auf 
meinen Schultern auf den Kaiserthron getragen, und jetzt 
will der Kaiser alles besser wissen, als sein Minister und alles 
selber machen. Leider kenne ich keinen deutschen Fürsten, 
der in dieser Angelegenheit auf den Kaiser einwirken könnte. 
Dem König von Bayern, der sich an mich direkt um Aus- 
kunft gewendet hat, habe ich in einem eigenhändigen Schrei- 
ben die Lage klargelegt. Ich habe auch schon darangedacht, 
dem diplomatischen Ausschuß des Bundesrates eine Darlegung 
der Situation zu geben. Sie mit Ihnen, einem Kollegen, 
besprechen zu können, ist mir angenehm gewesen. Natürlich 
müssen die Darlegungen seiner Zeit auch ihren Weg in die 
Oeffentlichkeit finden. Zunächst ist aber zwischen dem 
Grafen Andrassy und mir gegenseitige Geheimhaltung ver- 
abredet worden.“
	        
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