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nur zu unterbrechen. Er erklärte jedoch, daß nun alles in
Frage stehe. Was er jetzt vorschlage, dazu habe er, wenn
auch mit starken Vorbehalten, die Zustimmung seines Mo—
narchen, und er würde es auf sich nehmen, auf dieser Basis
ohne weitere Anfrage in Berlin sofort abzuschließen. Er be-
dauere die Schwierigkeiten, die er nicht erwartet, bitte nun
den Grafen Andrassy, den Entwurf des Vertrages, wie er
sich ihn denke, ihm formuliert mitzuteilen, gebe jedoch zu be-
denken, daß er für diese Pourparlers, auch wenn sie ihm an-
nehmbar erschienen, die Weisungen seines Souveräns punkt-
weise einzuholen, ja zu erkämpfen haben würde. Am nächsten
Tage war der geschriebene Entwurf in Bismarcks Händen.
Die Verhandlungen über den Andrassy'schen Entwurf
nahmen ihren Fortgang und gelangten sogar zu einem Ab-
schluß, immer unter dem Vorbehalt des Kanzlers, daß diese
Vereinbarung fast keine Aussicht auf eine Annahme in
Berlin habe, und daß er sich das Ganze noch einmal über-
legen müsse, ehe er es auch nur förmlich ad referendum nähme.
An einem Abend saßen die beiden Staatsmänner im Schön-
brunner-Stöckel lange beisammen. Nachdem Biemarck die
Abschrift der letzten Redaktion des Allianzentwurfes an sich
genommen, erhob er sich plötzlich von dem Divan und trat, das
Papier in der Hand fast zerknitternd, ganz nahe an An-
drassy heran, daß er seinen Atem hören mußte. Andrassy
schnellte von seinem Sitze empor, um den „Gegner“ stehenden
Fußes zu erwarten. Er war plötzlich ein anderer Mensch,
ein anderes Auge, eine andere Stimme.
Bismarck: „So weit wären wir. Ich kann Ihnen nun
nichts mehr sagen, als bedenken Sie wohl, was Sie tun. Zum
letztenmal rate ich Ihnen, lassen Sie Ihren Widerstand fal-
len! Nehmen Sie, rief er mit erhobener Stimme, mit
drohender Miene, meinen Vorschlag an. Ich rate Ihnen
gut, denn sonst .. tkhier herrschte einen Moment eine
Stille) sonst — — muß ich den Ihrigen annehmen. Es wird