Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

— 338 — 
nur zu unterbrechen. Er erklärte jedoch, daß nun alles in 
Frage stehe. Was er jetzt vorschlage, dazu habe er, wenn 
auch mit starken Vorbehalten, die Zustimmung seines Mo— 
narchen, und er würde es auf sich nehmen, auf dieser Basis 
ohne weitere Anfrage in Berlin sofort abzuschließen. Er be- 
dauere die Schwierigkeiten, die er nicht erwartet, bitte nun 
den Grafen Andrassy, den Entwurf des Vertrages, wie er 
sich ihn denke, ihm formuliert mitzuteilen, gebe jedoch zu be- 
denken, daß er für diese Pourparlers, auch wenn sie ihm an- 
nehmbar erschienen, die Weisungen seines Souveräns punkt- 
weise einzuholen, ja zu erkämpfen haben würde. Am nächsten 
Tage war der geschriebene Entwurf in Bismarcks Händen. 
Die Verhandlungen über den Andrassy'schen Entwurf 
nahmen ihren Fortgang und gelangten sogar zu einem Ab- 
schluß, immer unter dem Vorbehalt des Kanzlers, daß diese 
Vereinbarung fast keine Aussicht auf eine Annahme in 
Berlin habe, und daß er sich das Ganze noch einmal über- 
legen müsse, ehe er es auch nur förmlich ad referendum nähme. 
An einem Abend saßen die beiden Staatsmänner im Schön- 
brunner-Stöckel lange beisammen. Nachdem Biemarck die 
Abschrift der letzten Redaktion des Allianzentwurfes an sich 
genommen, erhob er sich plötzlich von dem Divan und trat, das 
Papier in der Hand fast zerknitternd, ganz nahe an An- 
drassy heran, daß er seinen Atem hören mußte. Andrassy 
schnellte von seinem Sitze empor, um den „Gegner“ stehenden 
Fußes zu erwarten. Er war plötzlich ein anderer Mensch, 
ein anderes Auge, eine andere Stimme. 
Bismarck: „So weit wären wir. Ich kann Ihnen nun 
nichts mehr sagen, als bedenken Sie wohl, was Sie tun. Zum 
letztenmal rate ich Ihnen, lassen Sie Ihren Widerstand fal- 
len! Nehmen Sie, rief er mit erhobener Stimme, mit 
drohender Miene, meinen Vorschlag an. Ich rate Ihnen 
gut, denn sonst .. tkhier herrschte einen Moment eine 
Stille) sonst — — muß ich den Ihrigen annehmen. Es wird
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.