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kehren. Das wird sich aber finden. Auch kann ich Ihnen keine
Besoldung anbieten, die Ihrer bisherigen als Botschafter ent—
spricht, da für die hiesige Stelle nur 12.000 Taler übrig sind,
und sich eine höhere Dotation jetzt nicht durchführen läßt.
Wie denken Sie darüber?“
Hohenlohe erwiderte, er würde sich glücklich schätzen, die
ihm zugedachte interessante Stelle anzunehmen; die Kom-
bination scheitere aber an seiner finanziellen Lage, die ihm,
ohne den Gehalt des Botschafters nicht erlaube, mit so be-
scheidenen Mitteln in Berlin zu leben.
Bismarck: „Ich sehe dies vollständig ein, und darf nur auf
meine eigenen Verhältnisse blicken. Ich, der ich nicht mehr
Aufwand mache, als ich muß, gebe jährlich 50 bis 60.000
Taler aus. Ich begreife also sehr gut, daß Sie mit 12 bis
20.000 Taler hier nicht auskommen können.“
Hohenlohe: „Wenn Sie während des Sommers meine
Vertretung brauchen können, so stehe ich gerne zur Verfügung.“
Das nahm Bismarck dankbar an. Dann nannte er Keudell,
Schlözer, Radowitz, Otto Bülow, Pfuel, Styrum, Alvensleben,
charakterisierte jeden sehr richtig und fragte Hohenlohe, für
wen er stimmen würde. Hohenlohe nannte Schlözer.
Abends sprach Bismarck von dem Botschafter General
von Schweinitz. „Ich möchte ihn gerne sehen, da es nötig
ist, ihn davon abzuhalten, jetzt in Petersburg einen falschen
Ton anzuschlagen. Er darf nicht pikiert, nicht „ugeknöpft,
sondern sollte ganz natürlich sein und liebenswürdig wie immer.
Wenn man mit einem guten Freund, der auf einmal Zeichen
der Verrücktheit bemerken läßt, durch den Wald geht, so tut
man gut, einen Revolver in die Tasche zu stecken; man kann
aber dabei recht freundlich sein.“ Von Frankreich meinte Bis-
marck, daß die Regierung Gefahr laufe, von der radikalen
Masse überwältigt zu werden. Gefährlich sei die Kommune,
wenn man sich auf die Truppen nicht verlassen könne. „Wenn
England und Frankreich gute Beziehungen zu einander halten,