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so ist dies für uns gut. Solange dies der Fall, wird Frank-
reich nicht mit Rußland gehen. In der griechischen Frage geht
Frankreich sehr ins Zeug. Da können wir nicht mitgehen,
da wir Oesterreich und England, die nicht so weit mitgehen,
schonem müssen. Fournier in Konstantinopel arbeitet gegen
England und für eine russische Allianz. In Konstantinopel
zanken sich die Vertreter der fremden Mächte immer. England
hat unrecht, den Franzosen ultramontane Bestrebungen m
Syrien vorzuwerfen. Sie können ja doch nicht alles haben.“)
Varzin, 14. und 15. Dezember 1879.
Unterredung mit dem englischen Botschafter am
russischen Hof, Lord Dufferin, betreffend Rußlands
Politik gegenüber Deutschland, Osterreich und der
Türkei, Rußland auf dem Berliner Kongreß, ein
*) Als eines Tages Lothar Bucher, der sich 1879 in Varzin
bei Bismarck aufhielt, von einem Spaziergange heimkehrte, be-
gegnete er ihm. der ganz erhitzt, mit einer Büchse in der Hand,
aus dem Schlosse geeilt kam. „Kommen Sie mit, ich muß
erst einen Rehbock hinrichten, der Kerl ist in meine Koniferem
geraten und schlägt dort alles kurz und klein.“ Der noch
immer fegende Bock lag mit Blattschuß im Feuer, und dann.
hielt ihm Bismarck folgende Grabr#ede: „Schade um den Bur-
schen. ich kannte ihn und habe mich oft über sein Treiben
amüsiert. aber das konnte ich mir unmöglich gefallen lassen;
der ganze Park stand ihm zur Verfügung, und nun hat er
sich zum Fegen — fast mir zum Trotz — gerade meine Lieb-
lingssträucher ausgesucht. Der schönste Baum ist ganz kahl ge-
schlagen, darum konnte ich ihn nicht pardonnieren.“ Die kleine
Rede beweist, daß Bismarck damals schon die Jägerei endgültig
aufgegeben hatte. denn er suchte seinen wohlgezielten Schuß,
mit dem er den Koniferenfrevler „hingerichtet“ hatte, zu be-
gründen. und das tut kein Nimrod, der für die Jägerei be-
geistert ist. Der schießt, weil er seine Lust daran hat, und
entschuldigt sich nicht erst, daß er als Scharfrichter fungieren
mußte.