— 348 —
Sinne veranstaltet wurden, suchten die Russen von mir zu
erfahren, ob ich ihnen erlauben würde, Batum in Besitz zu
nehmen. Ich antwortete ihnen, daß Batum mir gleichgültig,
nicht zwei Pfennig wert sei. Es ist sogar unzweifelhaft,
daß es mir ganz angenehm gewesen wäre, die Russen in Kon—
stantinopel einrücken zu sehen und in Sankt Sophia ihre
Messe singen zu hören, unter der Bedingung allerdings, daß
sie dann wieder ausrückten.
Bei dem Berliner Kongresse war ich bemüht, Rußlands
Ansichten Geltung zu verschaffen. Trotzdem fühlte es sich
von mir und von Deutschland beleidigt, weil ich und die
deutsche Regierung nicht alle weitgehenden Wünsche Rußlands
mit Zwang durchgesetzt hätten. Im Verlaufe des vergangenen
Sommers hat der Kaiser von Rußland dem deutschen Kaiser
einen Brief geschrieben, der den letzteren in bekannter diplo-
matischer Form mit Krieg bedrohte, falls die Vertreter Deutsch-
lands bei der orientalischen Kommission darauf beständen, gegen
ihre russischen Kollegen zu stimmen. Der Kaiser hat mir
den Inhalt des Briefes mitgeteilt; daraufhin habe ich eine
Antwort entworfen, welche abgesandt wurde, worin Protest
erhoben war gegen den übermütigen Ton, den der Zar für gut
gefunden hatte, dem Kaiser gegenüber anzuschlagen; es waren
darin der Reihe nach alle jene Vorgänge zitiert, bei denen
Rußland, seinem deutschen Nachbarn wenigstens ebensoviel zu
verdanken hatte, als Deutschland seinem russischen Nachbar.
Daran reihte sich die entschiedene Weigerung, uns von Ruß-
land kommandieren zu lassen. Schließlich wurde der Zar darin
gebeten, künftig den Kaiser brieflich als seinesgleichen und nicht
als seinen Untergebenen anzureden.
In jener Zeit wurden, als der russische General Obretchoff
den französischen Manövern beiwohnte, russischerseits Frank-
reich Vorschläge gemacht, die aber nicht zum Ziele führten,
da der Botschafter Chanzy aus Petersburg berichtet hatte, die
Russen seien nicht kriegsbereit. Die französische Regierung