Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

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zeigte sich damals weniger als je geneigt, sich in abenteuerliche 
Politik einzulassen. 
Die Beharrlichkeit Rußlands in seiner drohenden Haltung 
Deutschland gegenüber erregte in mir endlich den Verdacht, 
daß Rußland im Geheimen zum Einverständnis mit Oester- 
reich gegen Deutschland gekommen war, eine Sachlage, die, 
wie ich wußte, der Hofpartei und vielen einflußreichen Privat- 
personen in Wien sehr gut paßte. Meine Zusammenkunft mit 
Andrassy in Gastein bewies mir, daß meine Befürchtung un- 
begründet war; trotzdem beschloß ich selbst nach Wien zu 
reisen, um mir an Ort und Stelle die volitische Lage zu ver- 
gegenwärtigen. Ich hatte gewünscht, daß die Bedingungen 
der Allianz zwischen den beiden Kaiserstaaten in einem öffent- 
lichen Vertrag beurkundet würden, und daß ohne die Zu- 
stimmung der Parlamente beider Staaten kein Artikel im 
Vertrage annuliert oder modifiziert werden dürfe, falls die 
eine oder die anoere Regierung Schritte dazu machen sollte. 
Es gelang mir nicht, dieses durchzusetzen, doch halte ich den 
Vertrag, wie er jetzt steht, für ebensogut und ebenso dauer- 
haft.“ — 
Sodann erzählte Bismarck in humoristischer Weise, mit 
welchem vorgegebenen Wohlgefallen die Russen sich in die 
neuen Verhältnisse zu fügen schienen: wie Schuwaloff mit 
strahlendem Gesicht zu ihm gekommen sei, und ihn versichert 
habe, daß das Geschehene mit seinen innigsten Wünschen über- 
einstimme. „Er hätte nicht liebenswürdiger sein können, wenn 
er gekommen wäre, um unseren Sohn oder um unsere Tochter 
zu werben. Ich habe den Russen in Betreff meiner Reise nach 
Wien folgende Erklärung gegeben: Ich betrachtete Sie wie 
einen teuren Freund, mit dem ich auf menschenleerem Wege 
spazieren gegangen, und der bei dieser Gelegenheit plötzlich 
Anzeichen von Verrücktheit kundgegeben hat. Ich lief fort, 
um mir eine Taschenpistole zu verschaffen, und jetzt bin ich 
wieder an Ihrer Seite, um den unterbrochenen Spazier-
	        
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