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gang fortzusetzen, aber es ist mir jetzt viel leichter und an—
genehmer zu Mute als vorhin, da ich um meine persönliche
Sicherheit keine Sorgen mehr habe.“
Bismarck sprach von dem Vertrag mit Oesterreich als
von einer sicheren Garantie für den Frieden Europas. „Ich
habe immer eine tiefe Neigung zum Frieden gefühlt. Wir
haben alles, was wir wollten, erlangt und zählen jetzt zur
Partei „des satisfaits“. England ist ebenso sehr wie wir
des Friedens bedürftig. Freilich, hin und wieder macht es
sich das Vergnügen, einen kleinen „Sportkrieg“ oder zwei
in fernen Weltteilen in der Hand zu haben, aber in Europa
verlangt es nach Frieden.
Frankreich wird die erste Gelegenheit benützen, um
Deutschland anzugreifen, besonders, wenn ein radikales Mini-
sterium ans Ruder kommt. Die beste Garantie gegen eine
solche Eventualität ist das Einverständnis Englands und Frank-
reichs. So lange Frankreich und England gute Freunde bleiben
und sich gegenseitig im Orient behilflich sind, so lange wird
sich Frankreich nicht mit Rußland assoziieren, wenn aber Eng-
land Frankreich wie ein unsolides Frauenzimmer abschüttelt,
wird es sich gleich Rußland in die Arme werfen.“
Lord Dufferin stellte an Bismarck die Frage, was er
über die Türkei denke, und deutete auf die Schwierigkeit hin,
das Osmanische Reich im Gange zu halten. Bismarck gab
dies zu, und fügte hinzu: „Das Ottomanische Reich ist eines
von den Dingen, die verschwinden müssen.“)
*) Berlin, 22. Februar 1880. Unterredung mit dem Bot-
schafter Hohenlohe-Schillingsfürst, betr. dessen zeitweilige Ueber-
nahme der Stelle des Staatssekretärs des Auswärtigen Amtes.
Denkwürdigkeiten des letzteren, Bd. II, S. 291.