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Berlin, 29. Februar 1880.
Unterredung mit dem Pariser Botschafter Fürsten
Hohenlohe, betreffend die interimistische Leitung
des Auswärtigen Amtes durch denselben.“
Bismarck: „Erlauben Sie, daß ich Ihnen den Bericht
vorlese, den ich in Sachen Ihrer interimistischen Führung der
Geschäfte des Auswärtigen Amts an den Kaiser gerichtet
habe.“ Danach sollte Hohenlohe etwa vom April ab auf 4
bis 6 Monate sich in der Wilhelmsstraße niederlassen. Der
Zeitpunkt könnte auch verschoben werden, wenn Bismaccks
Gesundheit aushielt. Hierauf kam Bismarck auf die durch
Hohenlohes Abgang von Paris veranlaßte Alarmierung der
dortigen öffentlichen Meinung zu sprechen und sagte: „Es
ist gerade ein Beweis für die bestehenden guten Beziehungen
zu Frankreich, daß man sich nicht scheut, den Botschafter ab-
zuberufen. Hätte Deutschland Besorgnisse oder böse Absichten,
so würde der Botschafter nicht abberufen. Gerade deshalb, weil
Deutschland weder das eine noch das andere hat, kann es ohne
Bedenken den Posten in dieser Weise (d. h. durch die Ent-
sendung von Radowitz en mission extraordinaire) weniger
vollständig besetzt lassen. Sprechen Sie in diesem Sinne mit
St. Vallier.“)
Berlin, 9. März 1880.
Unterredung mit Moritz Busch, betreffend Bismarcks Ge-
sundheitszustand, Ursachen der Entstehung des deutsch-öster-
reichischen Bündnisses, frühere Versuche Bismarcks zu einer
Verständigung mit Oesterreich, die Gasteiner und Wiener Ver-
*") Denkwürdigkeiten des Fürsten Hohenlohe-Schillingsfürst,
Bd. II, S. 292.
"**) Der französische Botschafter in Berlin.