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Bennigsen wird nunmehr nicht an den Ernst meiner gestrigen
Aeußerungen glauben. Es wäre mir lieber gewesen, wenn
Sie Bennigsen nichts gesagt hätten. Wir sind mit Drohungen
auseinander gegangen, und ich habe keine Hoffnung auf Ver-
ständigung. Wenn der Landtag die Vorlage nicht annimmt,
so bleibt mir nichts übrig, als ihn aufzulösen. Spricht sich
das Land gegen mich und meine Politik aus, so gehe ich ab.
Mit solchen unfähigen Politikern wie Bennigsen und Miagquel,
die auf den Wink der öffentlichen Meinung horchen, mit
solchen Karlchen-Miesnick-Tertianern und Kindern kann ich
nichts machen.“
Hohenlohe: „Eine Auflösung wird den Nationalliberalen
nicht unangenehm sein, da sie sich durch ihre Opposition gegen
das Gesetz populär zu machen hoffen.“
Bismarck: „Da könnten sie sich täuschen. — Ich er-
kenne mit Dank an, daß Sie darauf bedacht sind, einen Bruch
mit den Nationalliberalen zu verhüten. Die Kerle sind aber
so dumm, daß mit ihnen nichts anzufangen ist. Bennigsen
möchte jetzt in der Kommission den Bischofsparagraph ab-
ändern. Darauf gehe ich aber nicht ein.“
Berlin, 6. Juni 1880.
Unterredung mit dem Vorstande des Auswär-
tigen Amtes Fürsten Hohenlohe-Schillingsfürft,
betreffend die Stellvertretung des Reichskanzlers.“
Bismarck: „Es wäre mir, wie ich Ihnen bereits be-
merkte, lieb, wenn sie die Geschäfte des Stellvertreters des
Reichskanzlers, die jetzt Stolberg versieht, auch noch mit-
übernähmen, da ich Ihnen die nötige Erfahrung zutraue,
während meiner Abwesenheit die Reichsbehörden zu über-
wachen. Haben Sie Stolberg bereits sondiert?“
A. a. O., S. 299.