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Friedrichsruh, 26. November 1880.
Unterredung mit dem Vorstande des Auswär-
tigen Amtes Fürsten Hohenlohe-Schillingsfürst,
betreffend Frankreichs Eroberungen in Afrika,
Gambetta und Freyeinet.“
Bismarck: „Sie können den Franzosen offen sagen,
Deutschland freue sich, wenn sie anderweite Interessen ver-
folgen wie z. B. in Tunis, Westafrika oder im Orient, weil
sie dadurch abgehalten werden, ihre Blicke nach der Rhein-
grenze zu richten. Damit ist aber nicht gesagt, daß wir Frank-
reich in Verwicklungen hineinhetzen wollen. Wir sind ruhige
Zuschauer, und werden Frankreich nicht inkommodieren, wenn
es anderweit engagiert ist, denn wir haben von Frankreich
nichts zu verlangen als Ruhe und Frieden.“ Gambettas
Einfluß erklärte Bismarck für gemindert, dagegen sei Frey-
cinet berufen, noch eine Rolle zu spielen. Gambetta sei höf-
lich zu behandeln, aber nicht zu sehr zu fettieren.
Friedrichsruh, 26. November 1880.
Unterredung mit dem Vorstande des Auswär-
tigen Amtes Fürsten Hohenlohe und dem fran-
zösischen Botschafter in Berlin, St. Vallier über
die auswärtige Politik.““
Bismarck und St. Vallier sprachen den Wunsch aus, daß
die Schiffe beider Nationen bald von Dulzigno abfahren
möchten. Bismarck tadelte die Politik Gladstones in der ent-
schiedensten Weise: „Er tut nichts, als die Interessen Ruß-
lands im Orient zu fördern, und läßt die Interessen Eng-
*) Denkwürdigkeiten des Fürsten Hohenlohe, Bd. II, S. 306.
"*) Denkwürdigkeiten des Fürsten Hohenlohe, Bd. II, S. 304.