Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

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Sie nahmen vor Bismarcks Wagen Aufstellung u. sangen einige 
Lieder, darunter auch „Wie könnt' ich dein vergessen“. Bis— 
marck erschien am Fenster und sagte: „Ich danke Ihnen sehr: 
mögen Sie der Worte, die sie jetzt gesungen, durch Ihr ganzes 
Leben eingedenk bleiben“. Bismarck wunderte sich, daß die 
Schüler rot-weiße Bänder an den Mützen hatten, das wären 
ja hessische Farben. „Als ich in Göttingen studierte, hatten die 
Hessen rot-weiß, jetzt wird's wohl anders sein“. Auf das Lied 
„Der alte Fritz in Sanssouci“, sagte Bismarck: „Zweidrittel- 
Jahrhundert bin ich alt, heute habe ich aber dieses schöne Lied. 
zum ersten Mal gehört.“ Er sprach noch länger in freund- 
lichster Weise über Exkursionen, die er als Göttinger Student 
zu Fuß gemacht, und dankte wiederholt sehr erfreut über 
die Ovation. 
Varzin, 28. August 1881. 
Unterredung mit dem konservativen Abgeord- 
neten v. Massow-Rohr, betreffend die Wahl des 
letzteren und den Gang der nächsten varlamen- 
tarischen Kampagne.“ 
Bismarck: „Ich freue mich, daß Sie sich als Kandidat 
für die Reichstagswahlen haben aufstellen lassen und ich ver- 
spreche Ihnen, Ihre Wahl nach Kräften zu unterstützen. Der 
Reichstag kommt Ende November zusammen, das Abgeord- 
netenhaus am 15. Januar. Wenn es geht, wird so lange wie 
möglich zusammengearbeitet; sonst wird der Reichstag unter- 
brochen, um dem Landtage Zeit für das Budget zu lassen, 
welcher gleich nach Erledigung desselben nach Hause geschickt. 
  
*) Nach einem Briefe von Massow an den Freiherrn v. Ham- 
merstein, d. d. Rohr, den 31. August 1881, in dem Buche von 
Hans Leuß: „Wilhelm Freiherr v. Hammerstein“, 1881 bis 1895 
Chefredakteur der „Kreuzzeitung“, Berlin 1905, S. 41.
	        
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