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Im weiteren Verlaufe des Gesprächs kam Bismarck auf
die Streitfrage zurũck, ob seine Ministerverhandlungen mit
Bennigsen von 1877/78 am Tabaksmonopol gescheitert seien.
„Ich habe Ihnen damals nicht sagen können, daß durch Eulen-
burgs Intriguen beim Kaiser schon lange vorher Ihr Eintritt
in die Regierung nicht mehr möglich war. Es gibt so manche,
die auf den Thronwechsel spekulieren.“
Bennigsen: „Mir können Sie dergleichen doch nicht vor-
werfen“. «
Berlin, 3. Januar 1882.
Unterredung mit dem früheren österreichischen
Staatsminister Albert Schäffle,, betreffend die
Krankenkassen-Organisation.“
Bismarck: „Sie erfreuen sich ja — wie ich sehe —
noch großer Rüstigkeit; die hätten Sie auch nicht mehr, wenn
Sie ein Jahrzehnt Minister gewesen wären. Sehen Sie mich
an, einen leidenden und abgearbeiteten Mann. — Mit den
Gesetzentwürfen, die wir im Interesse der wirtschaftlich Schwa-
chen dem Reichstage vorzulegen beabsichtigen, haben wir uns
auf ein bisher wenig betretenes Terrain begeben, wo man
vor jedem weiteren Schritt, wie auf der Wildentenjagd, erst
mit der Stange die Festigkeit des Bodens probieren muß.
Mir scheint, daß wir das Arbeiterversicherungswesen auf kor-
porativer Basis aufbauen müssen; daß wir, wie Sie glauben,
vor der Unfallversicherung erst das Krankenkassenwesen gesetz-
lich regeln müssen, leuchtet mir bisher noch nicht völlig ein.
Nun, es werden ja demnächst zur Erreichung der in der
kaiserlichen Botschaft aufgestellten Ziele Konferenzen stattfin-
den, woran sich zu beteiligen, ich Sie gleichfalls einlade.“
) Nach der Darstellung in Schäffles Werk „Aus meinem
Leben“. Bd. II S. 174.