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rufe hätte, wie unser Kronprinz Friedrich Wilhelm. Gegen—
wärtig trägt er das Haupt noch in den Wolken. Wenn ihn
aber einmal die Last der Krone auf den realen Boden der
Tatsachen niedergedrückt haben wird, wenn er als König ein—
sieht, daß Thronrecht und Volksrecht so verteilt sind, daß das
letztere nur auf Kosten des ersteren vermehrt werden kann,
dam werden alle die liberalen Theorien, mit denen er sich
bis dahin ohne Gefahr und Verantwortung beschäftigen konnte,
verschwinden, wie Nebel vor der Sonne. Dann wird er un-
beugsam auf die Rechte der Krone bestehen, dann wird
er nicht ein Jota abhandeln lassen, dann wird es Mühe
kosten, ihn von den ertremsten Schritten zur Behaup-
tung seines Standpunktes zurückzuhalten. Denn der Kron-
prinz hat in der Natur alle Anlagen, von der Gewalt den
umfassendsten Gebrauch zu machen.“
Berlin, 15. Mai 1883.
Unterredung mit Moritz Busch, betreffend das neural-
gische Leiden des Kanzlers, sein Ruhebedürfnis auf dem Lande,
die Minister Boetticher, Scholz und Maybach, die Hilfskräfte
im Auswärtigen Amte, Bucher, Busch und Hatzfeldt, den
Botschafter Hohenlohe, Radowitz Vater und Sohn, die Me-
oiren der Lady Bloomfield, die Kronprinzessin und die Köni-
gin von England, Widerlegung des Vorwurfs der Inkonsequenz
in der kirchenpolitischen Frage, die Unbeständigkeit der po-
litischen Parteien, Neid, das Nationallaster der Deutschen, die
Entstehung der katholischen Partei, die Haltung der Kon-
servativen, den Abfall der Liberalen 1878.)
*) Moritz Busch, Tagebuchblätter, Bd. III: S. 146 — 150
(siehe Busch „Unser Reichskanzler"“, Bd. II, S. 384).