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andermal, als Bismarck die Büste schon sehr ähnlich fand,
äußerte er: „Die sollte man nun fleischfarben anmalen, dann
könnte sie meinen Geburtstag aushalten statt meiner“. Und
wieder ein anderes Mal, wo er dem Künstler nur eine kurze
Sitzung gönnte, weil er es sehr eilig hatte, sagte er: „So,
jetzt muß ich in den Reichstag, die Parlamentstiger warten schon
auf mich!“ Als Bismarck einmal mit den Fingern an dem
Thon herumtastete und seine schöngeformte Hand dem Bild-
hauer auffiel, äußerte der Kanzler launig: „Ja, das ist aber
auch das einzig Schöne, was ich an mir habe!“ Als Roth
später bei Ausführung der Büste die Narbe auf seiner linken
Wange erwähnte, meinte Bismarck: „Ja, das gilt nicht,
die ist von der abgebrochenen Klinge meines Gegners.“ Darauf
erzählte er unter herzlichem Lachen, wie er zu diesem „Schmiß“
gekommen sei, und fügte hinzu: „Ein junger Mediziner, der
kein Blut sehen konnte, kam absichtlich immer zu den Mensuren,
um sich an den Anblick zu gewöhnen. Nachdem ich die Ver-
wundung erhalten hatte, betrachtete er mich aufmerksam, und
als er sah, daß mir die Zunge aus der Wange herauskam, fiel
er in Ohnmacht. Ich hatte nämlich mit der Zunge nach
der Wunde gefühlt, wie tief sie wohl sei, und dabei kam
die Zunge aus der Wange heraus.“
Kissingen, August 1883.
Unterredung mit einem General über die Ver-
heiratung seines Sohnes mit einer Bürgerlichen.“
Bismarck äußerte zu seinem Begleiter, einem General,
die ihm an der Saline von Thüringer Studenten dargebrachte
*) Nach den „Berliner Neuesten Nachrichten“, Nr. 169 vom
1. April 1908. Bismarck hielt sich vom 28. Juli bis 29. August
in Kissingen auf. Thüringer Studenten hatten an dem be-
treffenden Tage an der Saline eine Ovation bereitet. Markige