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Ich hoffe bei der erwähnten Zusammenkunft die deutsche
Frage regeln zu können. Behufs Erzielung der freiwilligen
Einigung rechne ich wesentlich auf die Hülfe des Königs
von Sachsen. Gegen Preußen herrscht noch immer das Miß-
trauen, es hege dynastische Gelüste; daher ist der König
von Sachsen der rechte Mittelmann.“
Ohne Bedenken sagte der Kronprinz seine Vermittelung
zu, denn er kannte die Gesinnung seines Vaters, und seine
eigenen Gedanken entsprachen durchaus dem großen Ziel der
deutschen Entwickelung.
Durch den sächsischen Thronerben von den geneigten Ge-
sinnungen des Königs unterrichtet, setzte Bismarck die an-
geknüpfte Verbindung fort, indem er dem Kronprinzen von
Zeit zu Zeit Nachrichten über die verschiedenen Phasen, welche
die deutsche Verfassungsangelegenheit zu durchlaufen hatte,
zugehen ließ.
Bei Frénois zwischen Donchéry und Sedan, 2. Sept. 1870.
Unterredung mit Napoleon, bei der ersten Begeg-
nung desselben.“
Auf dem Wege nach Sedan traf Bismarck den Kaiser,
3 Kilometer von Donchêry, bei Frénois auf der Chaussee
in einem zweispännigen Wagen, in dem außer ihm drei höhere
Offiziere saßen, während drei andere ihn zu Pferde be-
gleiteten. Bismarck stieg sogleich ab und fragte, was Se. Ma-
jestät befehlen.
Der Kaiser: „Ich möchte den König sprechen.“
Bismarck: Das ist unmöglich, da er sich in Vendresse,
2 Meilen von Frénois befindet.“
*") Nach einem der „Nordd. Allg. Ztg.“ aus Réthel zu-
gegangenen authentischen Bericht.