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mit Rußland, bei dem wir Oesterreich unterstützen müßten,
wäre ein Unglück, denn wir könnten ja nichts gewinnen, nicht
einmal die Kriegskosten bekommen. Dann würde der Krieg
auch dahin führen, daß wir Polen bis an die Düna und den
Dniepr herstellen müßten. Wir zwar würden Polen nicht
revolutionieren, aber Oesterreich gewähren lassen müssen, das
dann einen Erzherzog, wenn es einen hätte, zum König von
Polen proklamieren würde Das würde dann dahin führen,
daß sich gegen dieses Königreich wieder eine Allianz der drei
Kaisermächte bilden würde. So kämen wir dann wieder zum
Dreikaiserbündnis. Aber vorläufig müssen wir diese ganze
Eventualität zu verhindern trachten“.
Als Hohenlohe von der Verstimmung der Russen über
das Nichtzustandekommen der Anleihe bei den Berliner Bankiers
und Bleichröders Weigerung sprach, bemerkte Bismarck: „Das
ist töricht, so zu reden. Rußland bekommt kein Geld, weil nie-
mand den russischen Zuständen Vertrauen schenkt. Sonst wür-
den sie Geld genug in Frankreich und England finden und
brauchten die Berliner Bankiers nicht.“
Friedrichsruh, 12. November 1883.
Unterredung mit Moritz Busch, betreffend den Unwillen
des Kanzlers über das Bekanntwerden, daß er die Korrektur-
bogen des Busch'schen Werkes „Unser Reichskanzler“ gelesen,
den Verkauf von Bismarcks Depeschen und Briefen durch
Poschinger,') Einwendungen gegen einzelne Stellen der Busch'“=
*) Die Stelle lautet: Ich will nicht, daß man mit mir
Geschäfte macht und mit meinen Sachen. „So hats auch dieser
Poschinger- gemacht, meine Depeschen und Briefe verkauft und
mir nicht einmal Honorar geschickt.“ Busch hat hier falsch ver-
standen. Als mein Werk „Preußen im Bundestag“ herauskam,
stellte ich Bismarck den gesamten Reinertrag zur Verfügung mit
der Motivierung, daß ich mich mit seinem geistigen Eigentum