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Der Kaiser: „Wo werde ich in der Zwischenzeit bleiben
können?“ .
Bismarck: „Mein Quartier in Donchéry steht Eurer
Majestät zur Verfügung, ich werde es sogleich räumen.“
Der Kaiser nahm das Anerbieten an, aber ein paar
hundert Schritte vor der Stadt ließ er halten und fragte,
ob er nicht in dem weingelben Hause, welches dort links
hart über der Straße steht, bleiben könne.
Bismarck sagte ihm, dasselbe sehe sehr ärmlich aus,
erhielt aber die Antwort, das schade nicht, worauf der Kaiser
und sein Gefolge abstiegen und ersterer sich mit Bismarck
die Hintertreppe hinauf in ein kleines, einfenstriges Zimmer
mit einem fichtenen Tisch und zwei Binsenstühlen begaben
und hier eine einstündige Unterredung hatten.
Zunächst handelte es sich um den Frieden; in dieser
Beziehung konnte Bismarck keine Zusicherung vom Kaiser
erhalten. Derselbe erklärte, er habe keine Macht und könne
nicht über den Frieden unterhandeln, noch dem Heere Mac
Mahons oder dem Marschall Bazaine Befehle erteilen. Alles
hänge von der Kaiserin als Regentin und den Ministern
ab. Darauf bemerkte Bismarck, es sei überflüssig, unter
solchen Umständen mit dem Kaiser über Politik zu reden
und eine Zusammenkunft mit dem Könige sei durchaus zwecklos.
Als der Kaiser dann noch weiter darauf bestand, den König
persönlich zu sprechen, eröffnete ihm Bismarck, das könne
nicht gehen, bis die Kapitulation unterzeichnet sei. Schließlich
als die Unterredung ziemlich gefährlich und die Situation
auf beiden Seiten schwierig zu werden begann, wurde sie
abgebrochen. Bismarck begab sich zum Könige und der Kaiser
hielt Rat mit seinen Offizieren.
v. Poschinger, „Also sprach Biosmarck“, Band II. 2