Französisches Rundschreiben vom 16. September. 413
merkwürdige, von Lavalette unterzeichnete Rundschreiben an
die französischen Gesandtschaften vom 16. September.
Frankreich, sagt die Depesche, dürfe keine zweifelhafte
Politik haben. Sei es durch die Umgestaltung Deutschlands
gefährdet, so müsse man dies bekennen und die nöthigen
Maaßregeln zur Sicherung ergreifen.
Sei das Gegentheil der Fall, so sei auch dies zu er-
klären, und übertriebenen Urtheilen und hitzigen Befürchtungen
zu widerstehen. Die Frage werde durch eine Vergleichung
der Vergangenheit mit der Zukunft entschieden. Die Ver-
gangenheit zeige seit 1815 in der heiligen Allianz alle Völker
vom. Ural bis zum Rhein gegen Frankreich vereinigt, den
deutschen Bund, mit Osterreich und Preußen eine Masse von
80 Millionen Einwohnern, als eisernen Gürtel um die fran-
zösische Osigrenze gelegt, Italien zerstückelt unter Osterreichs
Botmäßigkeit, für Frankreich außer dem machtlosen Spanien
auf dem Continent keine Möglichkeit einer Allianz. Preußen
sei weder festgegliedert noch unabhängig genug gewesen, sich
von seinen Traditionen loszumachen. Osterreich, zu sehr mit
der Behauptung seiner italienischen Besitzungen beschäftigt,
hätte sich Frankreich nicht nähern können. Und nun heute!
Die Coalition der drei nordischen Höfe sei gebrochen. Das
neue Princip Europas sei die Freiheit der Bündnisse. Alle
Großmächte haben sich vollständige Unabhängigkeit wieder-
gegeben; das vergrößerte Preußen, fortan frei von jeder
Solidarität, sichere die Unabhängigkeit Deutschlands.
Das also ist das entscheidende Wort. Deutschland, bis-
her durch Rußland und Osterreich in den Banden der heiligen
Allianz, in der Feindseligkeit gegen Frankreich festgehalten,
hat jetzt durch Preußens Erhebung die Möglichkeit zu einer