— 410 —
grund sagen, von dem ich weiß, daß es für ihn bei dem Ent-
schlusse, auf eine Wiederwahl zu verzichten, schwer ins Gewicht
gefallen ist. Ein solcher Zwischenfall war das plötzliche Her-
ausplatzen mit der Geschäftssteuer. Solche Ueberraschungen
machen einer Partei und speziell dem Parteiführer die ohne-
hin schwere Arbeit unendlich schwieriger. Der glückliche Griff,
den die nationalliberale Partei in Heidelberg machte, indem
sie die Börsensteuer betonte, ist durch jene mißgestaltete Vor-
lage in das Gegenteil umgeschlagen. Statt im allgemeinen
in der Wahlbewegung von der Börsensteuer getragen zu wer-
den, haben unsre Kandidaten auf Tod und Leben jene Re-
gierungsvorlage bekämpfen müssen.
Bismarck gab sodann Marqauardsen die Genesis des ge-
dachten Entwurfes, den er nur, wie er sagte, auf Kosten eines
Finanzministerwechsels hätte beseitigen können. „Weghalb hat
Bennigsen mir nicht über die Sache geschrieben?“
Marquardsen: „Wir kennen beide Bennigsen sehr gut,
er hat etwas von der Natur des schweigsamen Oraniers.“
Berlin, Ende Dezember 1884.
Unterredung mit dem englischen Botschafter Malet,
betreffend eine Reise Bismarcks nach Aegypten.“
In einer Unterredung mit dem englischen Botschafter Sir
Edward Malet klagte Bismarck über seine erhöhten neuralgi-
schen Schmerzen, die ihm das Leben zur Qual machten; die
Wintertemperatur vermehre dieselbe noch. Malet legte Bis-
marck nahe, das warme Klima Aegyptens aufzusuchen.
Aus der Reise des Kanzlers in das Land der Pharaonen
wurde aber zur großen Genugtuung Lord Grandilles und
Gladstone nichts. 1
) The Life of Granville 1815—1891 by Lord Edmond
Fitzmaurice, Bd. II., S. 377. Cf. Emil Daniels. Die eng-
lischen Liberalen und F. Bismarck. „Preuß. Jahrbücher“, Nr. 11
vom 31. Januar 1906, S. 252.