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ihn überaus kleidete). Ich meine, in seiner Hand liegt die
Zukunft unseres geistigen Wohles. Wie denken Sie eventuell
über die Verwendung zu Gunsten der Erziehung von Waisen
höherer Lehrer?“
Schultz: „Gewiß ist auch hier ein Notstand vorhanden,
und es ließe sich nicht sagen, daß die Gelder der Stiftung,
in solcher Weise angelegt, nicht Segen bringen sollten.“
Bismarck: „Der Politiker ist ein undankbarer Mensch, er
will nicht erst in später Zeit die Früchte sehn, wie dies hier
der Fall wäre. Bei einem jungen Lehrer könnte er schon
früher die Frucht aufgehn sehn. Wie denken Sie, daß die
Gelder am Besten zum Nutzen des Standes verwendet wür-
den?“
Schultz: „Unser Stand läuft leichter als andere Gefahr,
einseitig zu werden. Nicht selten ist der Lehrer entweder
nur Gelehrter oder nur Lehrer. Er soll aber zugleich auch
Mensch und Charakter sein, um ein rechtes Vorbild abgeben
zu können. Erweiterung der Peripherie durch Anschauung
kann hierzu wesentlich beiragen.“
Bismarck: „Sie meinen, er soll ins Ausland gehen?“
Schultz: „Das ist gewiß sehr schön; aber auch selbst
der Wechsel der Heimstätte innerhalb Deutschlands würde nicht
unfruchtbar sein und selbst die Anschauung des Lehrbetriebes
anderer Gymnasien würde nicht unerheblichen Nutzen stiften.
Der Süddeutsche würde eben so gut von norddeutscher Straff-
heit profitieren können, wie der Norddeutsche von der größeren
Leichtlebigkeit der Süddeutschen. Der Rhein hat andere Tra-
ditionen als die Provinz Brandenburg. Eine größere geistige
Annäherung der einzelnen Landesteile Deutschlands würde
gewiß Frucht bringen.“
Bismarck: „Das ist eine ausgezeichnete politische Idee,
und ich bin nicht abgeneigt, einen dahingehenden Paragraphen
in das Statut aufzunehmen. Wir wollen einmal den Fall
setzen, um aus Extremsten zu wählen, ein Rheinländer würde