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in die polnischen Provinzen auf einige Zeit gesendet, und
umgekehrt; das würde immerhin von Bedeutung sein. Doch
ist dies mehr eine Idee, deren Verfolgung der Kultusminister
sich angelegen sein lassen kann. Ich habe jährlich etwa über
40.000 Mark zu gebieten. Wenn ich jedem Kandidaten
1000 Mark gäbe, so könnten 40 junge Leute damit ausge-
stattet werden; gäbe ich weniger, so würden mehrere davon
betroffen werden.“
Schultz: „1000 Mark wären allerdings für einen jungen
Mann eine erhebliche Zubuße. Das Uebrige für seinen Lebens-
unterhalt böten ihm dann entweder die eigenen Mittel oder
ein Nebenerwerb.“
Bismarck: „Es ist viel Schreibwesen mit der Verteilung
solcher Stipendien verbunden. Ich will nur anführen, daß
ich zu meinem Jubiläum nicht weniger als 1400 Bittgesuche
erhalten habe, und als ich die Dotation erhielt, sollte ich
nicht weniger als neuneinhalb Millionen Taler Darlehn ge-
ben. Allerdings würden ja die Petenten hier den gebildeten
Ständen angehören; dennoch würde eine Menge Gesuche zu
beantworten sein.“
Schultz: „Durchlaucht würden doch ohne Zweifel ein Ku-
ratorium einsetzen. Dessen Mitglieder würden es sich gewiß
zur Ehre schätzen, die Korrespondenz zu führen.“
Bismarck: „Aber wie wäre die Wahl der Personen
zu treffen?“
Schultz: „Ich meine, amtliche Organe müßten berichten
und für die Provinzialschulkollegien wäre es sogar ein Hebel,
das Streben zu fördern, wenn ihnen, und sei es auch nur in-
direkt eine Mitwirkung bei der Besetzung gewährt würde.“
Bismarck: „Ich halte nur nicht viel von amtlichen Be-
richten.“
Schultz: „Allerdings muß man ja überall mit der mensch-
lichen Schwäche rechnen; indessen muß der Weg doch immer
durch Männer der Erfahrung gehen und wenn auch manche
v. Poschinger, „Also sprach Bismarck“, Band ll. 27