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Auskunft über einen jungen Mann vielleicht aus dem Streben
nicht zu schaden, zu milde abgefaßt wird, andererseits vielleicht
auch zu strenge, so liest doch ein Menschenkenner auch zwischen
den Zeilen.“
Bismarck: „Ich wünsche, daß die Gewährung der Will-
kür entzogen werde, würde daher bestimmen, daß das einmal
verliehene Stipendium nur entzogen werden dürfe, im Falle
sich jemand etwas zu Schulden kommen läßt, er also entweder
ein Trinker, Spieler oder — Sozialdemokrat wird.“
Schultz: „Das würde eine sehr gerechte und gütige Be-
stimmung sein.“
Bismarck: „Aus welchen Ständen gehen denn die Leh-
rer hauptsächlich hervor? Wohl aus den Lehrerkreisen selber?“
Schultz: „Das geschieht wohl; aber es sind auch sonst
noch viele Stände, die ein Kontingent liefern.“
Bismarck: „Welches Fach betreiben Sie?“
Schultz: „Ich bin von der griechischen Literatur ausge-
gangen, habe mich aber in späterer Zeit unter Einwirkung
amtlicher Verhältnisse besonders mit Deutsch und Geschichte
beschäftigt. Meine ursprüngliche Neigung führte mich zur
Musik. Einige Tonwerke, darunter eine Musik zu einem grie-
chischen Drama, rühren von mir her, auch habe ich Einiges
über Aesthetik der Tonkunst veröffentlicht.“
Bismarck: „Das ist ja der reine Ritt ins romantlische
Land! Fühlen Sie sich in dieser Beschäftigung wohl?“
Schultz: „Ich habe vielleicht eine der idealsten Stel-
lungen im ganzen preußischen Staat. In der Nähe der
Hauptstadt habe ich doch ländliche Umgebung, ein tüchtiges
zu mir stehendes Kollegium und anständige Schüler. Ich suche
meine Stunden zu einem Kunstwerk im Kleinen zu gestalten, und
wenn mir dies gelingt, so habe ich eine Stimmung, die ich
mit Goethe eine „olhmpische“ nennen möchte.“
Bismarck: „Das ist prächtig! Wir Politiker ärgern uns
immer.“