Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

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Armee. Wenn ich einmal für die Monarchie fürchten müßte, 
würde ich kalten Blutes die Lunte an das Faß legen. 
An eine Auflösung des Reichstages wegen der Polen- 
interpellation denke ich nicht, wenn nicht ein der kaiserlichen 
Botschaft vom 30. November') entgegentretender Beschluß ge- 
faßt wird. Dagegen kann man ja nichts sagen, daß der 
Reichstag die Ausweisungen russischer und österreichischer Po- 
len aus dem Königreich Preußen bespricht. Wenn die würt- 
tembergische Regierung ein Dutzend Schweizer Schustergesellen 
aus Reutlingen ausgewiesen hätte, würde ich als Kanzler 
doch nicht von Reichs wegen schreiben können, das gehe nicht 
an. Man hätte die Intervellation ganz unverfänglich fassen 
und fragen können, ob kein Grund zu der Annahme vorliege, 
unsere auswärtigen Beziehungen könnten unter der Maß- 
regel notleiden; ich hätte dann antworten können, daß Ruß- 
land mit der Ausweisung von an der Grenze wohnenden 
Revolutionären ganz einverstanden ist, und daß auch die 
österreichische Regierung keine Schwierigkeiten macht. Was 
aber die Deutschen in Rußland betrifft, so halten sie an ihrem 
Deutschtum hauptsächlich wegen des diplomatischen Schutzes 
und des Reliefs fest, da die Eigenschaft als Deutsche ihnen 
gewissermaßen den Unteroffizierscharakter gegenüber den ge- 
wöhnlichen Pelzrussen verleiht. Sie mögen doch zu uns zu- 
rückkehren. Ich bin gegen die Auswanderung, die uns Kräfte 
entzieht.“ 
Auf Mittnachts Bemerkung, ob in diesem Falle eine aller- 
höchste Botschaft nötig gewesen, sagte Bismarck: „Nachdem 
die in der Interpellation ausgesprochene irrige Rechtsauf- 
fassung von der Mehrheit im Reichstag unterschriftlich unter- 
stützt worden, habe ich kein Bedenken getragen, den Kaiser 
sprechen und den König von Preußen an den Degen schlagen 
  
*) Die Kaiserl. Botschaft vom 30. November 1885 betraf die 
landesherrlichen Rechte des Königs von Preußen und seiner 
Bundesgenossen.
	        
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