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auch werden sie die Welt schwerlich besser machen. Aber es
ist eine Rasse im Wachsen, mit der man es nicht unnötig ver—
schütten soll, und eine intelligente Rasse dazu. Es ist Platz für
uns und sie auf der Erde.“
U.: „Sie in Deutschland germanisieren Ihre Polen.“
Bismarck: „Suchen sie zu germanisieren! Uebrigens kön-
nen Sie sich ja mit uns nicht vergleichen. Wir sind 37 Millionen
Deutsche gegen 5 Millionen Nichtdeutsche. Sie sind in Cis-
leithanien 7 Millionen gegen 14. Wie wollen Sie fertig werden,
wenn Sie nicht absolutistisch regieren? Und selbst dann wäre
es nicht möglich. Vielleicht wäre es vor hundert Jahren ge-
gangen, wenn man damals so viel Schulen zur Verfügung ge-
habt hätte wie jetzt. Heut zu Tage, wo das Nationalgefühl
so lebendig ist, geht das nicht.“
U.: „Indessen suchen die Tschechen und Slowenen manche
deutsche Sprachinsel aufzusaugen und sich überhaupt die deut-
schen Minoritäten zu unterwerfen.“
* Bismarck: „Nun, dagegen müssen sich die Deutschen durch
ihr eigenes Nationalgefühl am besten schützen. Daß dies
endlich auch einmal wach wird, ist ganz in der Ordnung.
Uebrigens werden sich wohl schon Einrichtungen treffen lassen,
um die Minoritäten vor Schaden zu bewahren. Ich stelle
mir das Gesetzgeben und Regieren in Oesterreich als etwas sehr
Kompliziertes vor. Mit Schlagworten, wie ich deren von dort
her genug vernehme, scheint uns in Oesterreich nichts getan zu
sein. Das ist ein Ding, das genau ausgerechnet sein will; es
wäre etwas für Windthorst. Ich möchte ihn Ihnen billig
ablassen, für einen Zoll oder dergleichen.“
U.: „Ich glaube im Namen meiner Landsleute dankend
ablehnen zu müssen.“
Bismarck: „Schade! Nun, Sie könnten jedenfalls einen
kaltblütigen diplomatischen Kopf sehr gut gebrauchen, freilich
dürfte er das Mißtrauen auf keiner Seite erwecken.“