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sonen. Dr. Falk hat als Kultusminister die Dinge mit großer
juristischer Feinheit und Geschicklichkeit behandelt, aber eben
nur mit juristischer, während ihm der politische Blick zu-
weilen gemangelt hat. Immerhin ist es Dr. Falk gewesen,
der mir den Stuhl vor die Türe gesetzt hat; denn ich selbst
habe bis zum letzten Augenblick nicht aufgehört, dem Kol-
legen behilflich zur Seite zu stehen, wenn es sich darum
handelte, bei dem Kaiser die Genehmigung zu einer Vorlage
zu erlangen, was nicht immer leicht war.“
Berlin, 11. Mai 1886.
Unterredung mit dem Minister v. Mittnacht, be-
treffend die Erkrankung des Grafen Herbert, die
Finanzkrisis des Königs von Bayern, die Obstruk-
tionspolitik des Reichstages, die auswärtige Po-
litik und die griechische Frage.“
Bismarck: „Ich bin müde, habe keine Lust zu arbeiten,
und habe trotzdem meinen Sohn Herbert derzeit zu ver-
treten. Es geht ihm entschieden besser, er macht heute die
erste Ausfahrt, nur ist er tief traurig, wie wenn ihm durch
die Krankheit das größte Unrecht widerfahren wäre; dabei
sind seine Gedanken immer bei den Geschäften, er will den
Einlauf sehen, wird sich aber noch monatelang schonen müssen.
Der König von Bayern hat meinen Rat in seinen finan-
ziellen Schwierigkeiten schriftlich verlangt und ich habe ihn
dahin gegeben, sich an den Landtag zu wenden. Auch Baron
Frankenstein hat, als er in meinem Hause Tischnachbar war,
diesen Weg empfohlen. Ich halte Frankenstein für einen
Ehrenmann, Gentlemen, mit dem man reden kann; er ist
zuerst Bayer, dann erst Zentrum dmann. Die Sache ist
dann aber ungeschickt angegriffen worden. Man hätte sich
*) In seinen Erinnerungen an Bismarck, Neue Folge, S. 47.