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dreist und offen vor dem ganzen Lande an den Landtag
wenden sollen, der wohl geholfen und vielleicht dem König
noch ein kleines Spielzeug gelassen haben würde, wenn dieser
Urfehde geschworen hätte. Bei den Verhandlungen mit Ver—
trauensmännern innerhalb der vier Wände hat der Einfluß
der Hetzkapläne überwogen, die dem König nicht wohl-
wollen. Der König hat mir nun wieder geschrieben, daß
der Landtag nicht helfen wolle. Ich kann dem König kaum
antworten, da ich vielleicht die Wege der bayerischen Minister
kreuzen oder den König dem Verdacht aussetzen würde, unter
Preußens Einfluß zu handeln. Dadurch könnten die Be-
ziehungen zwischen Berlin und München dauernd geschädigt
werden. Ja wenn ich den König unauffällig selbst sprechen
könnte?! So lange sich nicht der Minister Lutz, dem es
an Entschlossenheit nicht fehlt, selbst an mich wendet, werde
ich eher die Unhöflichkeit auf mich nehmen, dem König nicht
zu antworten.“
Von der Obstruktionspolitik des Reichstages sprechend,
bemerkte Bismarck, daß sie zu einem schließlichen Ausein-
anderfallen des Reiches führen könne.
„Die auswärtigen Beziehungen machen mir keine Sorge.
Es ist nicht viel los, die griechische Sache ist lächerlich und
über Gebühr aufgebauscht. Wenn Lord Roseberry sagt, er
sei zurzeit ausschließlich durch die „griechische Angelegenheit
in Anspruch genommen, so ist das komisch; ich beschäftige
mich täglich fünf Minuten mit derselben und habe den Eng-
ländern schon manches an die Hand gegeben; diese haben
aber aus der von mir vorgeschlagenen Blokade der griechi-
schen Flotte törichterweise eine Blokade der griechischen Küsten
gemacht. Wenn die Griechen nur eine werdende Macht wären
wie Italien! Bei ihnen spielt aber ein Häuflein von Handels-
griechen Börsenspekulanten. die mit einem Pariser Konsor-
tium von Börsenspekulanten in Verbindung stehen und auf
die Baisse der eigenen griechischen Papiere spekulieren, eine
v. Poschinger, „Also sprach Bismarck“ Band II. 28