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banden, und über die Verletzung seines Sohnes, dessen voll-
ständige Heilung er hoffte: „Es ist sehr gut, daß die Fran-
zosen mit so viel Lebhaftigkeit feuern, und noch in einer
so großen Entfernung, denn ihre Gewehre sind ausgezeichnet.
Aber jeder Jäger weiß, welches das Ergebnis ist, wenn man
auf ein ganzes Volk von Rebhühnern zielt, statt ein einziges
aufs Korn zu nehmen. Dann trifft man eben keines. Das
ist der Fall bei den Franzosen — ein wahres GElück für uns.“
Reims, 9. September 1870.
Unterredung mit dem Kriegsminister Noon, betref-
fend die Kriegslage.“
Bismarck besuchte den von einer Erkrankung noch nicht
völlig wiederhergestellten Kriegsminister v. Roon; man be-
besprach die Kriegslage und die mutmaßliche Zeit der Kapi-
tulation von Metz.
Der anwesende, verwundete Sohn des Ministers v. Roon,
der Major v. Roon, erzählte ihm, er habe des Kanzlers
Sohn Wilhelm (Bill) beim Reauirieren eines Schweines be-
lauscht, eine köstliche Szene zum Malen, was den Kanzler
sehr amüsierte.
Dannkam die Rede darauf, daß der König jetzt die
Königsgemächer der alten französischen Könige bewohne; Bis-
marck bemerkte (natürlich im Scherz): „Der König könnte
sich ja hier zum Kaiser von Deutschland und König von
Frankreich krönen lassen; das würde keine besonderen
Schwierigkeiten haben — wer wollte es uns wehren? Man
hat von französischer Seite über England angefragt, ob ich
mit den Franzosen über Frieden auf Grund der Integrität
des französischen Gebiets unterhandeln will; ich habe ge-
*) Nach des Majors von Roon Brief vom 11. September
1870. Roons Memoiren „Deutsche Revue 1891“, Bd. III, S. 2.