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antwortet, man kann nur mit einer Regierung verhandeln,
die anerkannt ist — was man von der jetzigen sogenannten
Pariser Regierung nicht behaupten kann.“
Reims, 10. bis 14. September 1870.
Unterredung mit dem Präsidenten des Bundes-
Kanzleramtes Delbrück, betreffend den Beitritt der
süddeutschen Staaten zum Norddeutschen Bunde.“
Der König empfing Delbrück sehr gnädig; nachdem er
ihn entlassen, begann die Beratung mit Bismarck. Wohl
eine Stunde lang schritten beide in der Cour d’honneur des
erzbischöflichen Palastes, dem Quartier des Königs, auf und
ab, begafft von dem Publikum, das an dem den Hof ab-
schließenden Gitter vorbeiging. Es kam darauf an, den
Beitritt der süddeutschen Staaten zu dem Norddeutschen Bund,
also dessen Umwandlung in den Deutschen Bund und weiter
das Kaisertum in die Wege zu leiten. Die Berufung des
Zollparlaments war ins Auge gefaßt, weil von ihm eine
Manifestation im Sinne der politischen Einheit und damit
ein Druck auf die Regierungen erwartet wurde. Delbrück
riet dringend von der Betretung dieses Weges ab.
Ueberhaupt vertrat er die Ueberzeugung, daß im Jahre
1870 so wenig wie im Jahre 1849 ohne die Initiative der
Fürsten etwas zu stande kommen werde.
Delbrücks Unterhaltungen bei der Tafel des Königs und
am Tische Bismarcks konnten ihn überzeugen, daß im mili-
tärischen Hauptqauartier die Herstellung der deutschen Ein-
heit mit der kaiserlichen Spitze als eine leichte Aufgabe an-
gesehen wurde. Acht siegreiche Schlachten, in denen die Söhne
aller deutschen Länder vereint gekämpft und geblutet, hatten
*) Nach den Lebenserinnerungen Rudolf v. Delbrücks,
Verlag von Duncker & Humblott, Leipzig, Bd. II, S. 411.