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politikers sei. „Ihr Antrag läuft überhaupt nur darauf
hinaus, einige Geistliche besser zu stellen, denn das ist schließ-
lich die evangelische Kirche.“ .
Auf Hammersteins Hinweis, daß das Laienelement in den
Organen und Vertretungen der evangelischen Kirche überwiege,
und daß man doch Männer, wie Graf Arnim-Boitzenburg und
andere Mitglieder des Zentralvorstandes nicht unter die Geist-
lichen subsumieren könne, äußerte Bismarck: „Im Grunde ge-
hören diese alle auch schon zur kirchlichen Bureaukratie.“ Er
zeigte überhaupt eine entschiedene Abneigung gegen die or-
ganisierte evangelische Kirche und meinte, daß er sich lieber zu
den böhmischen Brüdern zurückzöge, worauf Hammerstein offen
erklärte, daß ein solcher Subjektivismus wohl einem Manne in
seiner Stellung persönlich erlaubt sein könne, für die Förderung
der objektiven Aufgaben der Kirche und des Christentums in
der Masse des Volkes aber völlig unbrauchbar sei.
Bismarck versuchte den Vorwurf gegen Hammerstein gel-
tend zu machen, daß er mit seinen Bestrebungen die Stellung
des Königs beeinträchtigte, und erklärte, daß Se. Mojestät
nichts davon wissen wolle. Für die Notwendigkeit, der Kirche
mehr Mittel zuzuführen, zeigte Bismarck Verständnis.
Auf die von Hammerstein zum Schluß gerichtete präzise
Frage: „Wollen und müssen Eure Durchlaucht das kirchenpo-
litische Gesetz in der vom Herrenhaus beschlossenen Fassung
haben oder nicht?"“ antwortete Bismarck ebenso präzis: „Ja;
ich muß daraus eine Kabinettsfrage machen und entweder auf-
lösen oder meinen Abschied nehmen.“
Berlin, 28. April 1887.
Unterredung mit Moritz Busch, betreffend eine Berechnung
von Bismarcks Lebensdauer, die Verlegenheit der Ultramon-
tanen gegenüber der Demokratie der mittleren und niederen
Geistlichkeit, die Teilung Elsaß-Lothringen unter Preußen,