Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

— 445 — 
politikers sei. „Ihr Antrag läuft überhaupt nur darauf 
hinaus, einige Geistliche besser zu stellen, denn das ist schließ- 
lich die evangelische Kirche.“ . 
Auf Hammersteins Hinweis, daß das Laienelement in den 
Organen und Vertretungen der evangelischen Kirche überwiege, 
und daß man doch Männer, wie Graf Arnim-Boitzenburg und 
andere Mitglieder des Zentralvorstandes nicht unter die Geist- 
lichen subsumieren könne, äußerte Bismarck: „Im Grunde ge- 
hören diese alle auch schon zur kirchlichen Bureaukratie.“ Er 
zeigte überhaupt eine entschiedene Abneigung gegen die or- 
ganisierte evangelische Kirche und meinte, daß er sich lieber zu 
den böhmischen Brüdern zurückzöge, worauf Hammerstein offen 
erklärte, daß ein solcher Subjektivismus wohl einem Manne in 
seiner Stellung persönlich erlaubt sein könne, für die Förderung 
der objektiven Aufgaben der Kirche und des Christentums in 
der Masse des Volkes aber völlig unbrauchbar sei. 
Bismarck versuchte den Vorwurf gegen Hammerstein gel- 
tend zu machen, daß er mit seinen Bestrebungen die Stellung 
des Königs beeinträchtigte, und erklärte, daß Se. Mojestät 
nichts davon wissen wolle. Für die Notwendigkeit, der Kirche 
mehr Mittel zuzuführen, zeigte Bismarck Verständnis. 
Auf die von Hammerstein zum Schluß gerichtete präzise 
Frage: „Wollen und müssen Eure Durchlaucht das kirchenpo- 
litische Gesetz in der vom Herrenhaus beschlossenen Fassung 
haben oder nicht?"“ antwortete Bismarck ebenso präzis: „Ja; 
ich muß daraus eine Kabinettsfrage machen und entweder auf- 
lösen oder meinen Abschied nehmen.“ 
Berlin, 28. April 1887. 
Unterredung mit Moritz Busch, betreffend eine Berechnung 
von Bismarcks Lebensdauer, die Verlegenheit der Ultramon- 
tanen gegenüber der Demokratie der mittleren und niederen 
Geistlichkeit, die Teilung Elsaß-Lothringen unter Preußen,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.