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von dem zu sprechen, was seine Nachfolger und er selbst
nach seinem Tode tun würden. Dann, an die Krankheit
seines Sohnes denkend, verlangte der Kaiser von Bismarck
das Versprechen, seine Erfahrung auch seinem Enkel zugute
kommen zu lassen und ihm zur Seite zu bleiben, wenn er,
wie es schiene, bald zur Regierung gelangen sollte.
Bismarck gab seiner Bereitwilligkeit Ausdruck, dem
Prinzen Wilhelm mit demselben Eifer zu dienen, wie dem
Kaiser selbst. Die einzige Antwort des Kaisers darauf war
ein etwas fühlbarerer Druck seiner Hand. Dann aber traten
bei ihm Fieberphantasien ein, in denen die Beschäftigung
mit dem Enkel so im Vordergrunde stand, daß er glaubte,
der Prinz, der im September 1886 dem Zaren in Brest-
Litowsk einen Besuch gemacht hatte, säße an Bismarcks Stelle
neben dem Bette und Bismarck plötzlich mit Du anredend,
sagte: „Mit dem russischen Kaiser mußt du immer Fühlung
halten, da ist kein Streit nötig.“ Nach einer langen Pause
des Schweigens war die Sinnestäuschung verschwunden; der
König entließ Bismarck mit den Worten: „Ich sehe Sie
noch.“)
*
*) Gesehen hat der Kaiser Bismarck noch, als er sich am
Nachmittage und dann wieder in der Nacht des 9. um 4 Uhr
einfand; er hat ihn aber schwerlich unter den vielen Anwesenden
erkannt.