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Bismarck: „Meine Antwort auf die Depesche lautet, daß
wir zu wissen wünschen, welche Sicherheiten dafür be-
stehen, daß die gegenwärtige Regierung einen etwa mit ihr
abgeschlossenen Friedensvertrag auch durchführen kann. Herrn
Favres Erwiderung enthält nichts als Worte. Erkennt Ba-
zaine die gegenwärtige Regierung an? Tut die Flotte es?
Einen Waffenstillstand lehnen wir rundweg ab; von einem
solchen würden nur die Franzosen Vorteil haben. Die fran-
zösische Regierung selber kann einen Hinweis darauf, daß
das Kaiserreich und nicht das französische Volk den Krieg
erklärt habe, nicht für irgendwie stichhaltig ausgeben wollen.
Kein einziger Abgeordneter, mit Ausnahme der Herren, die
jetzt die Regierung bilden, hat gegen den Krieg gesprochen;
und diese Regierung führt jetzt, wo sie die Macht in Händen
hat, eine sehr trügerische Sprache, indem sie das Volk zum
Glauben ermutigt, sie könne den Krieg fortsetzen, und ihm in
den Kopf setzt, die Vermittelung neutraler Mächte werde
es aus der Klemme befreien, in die es durch seine Nie-
derlage geraten ist. Dies ist der 27. Krieg, den im Laufe
wonn 200 Jahren die Franzosen gegen Deutschland geführt
haben, und würde jetzt ein Friede geschlossen, der den Fran-
zosen ihr bisheriges Gebiet beließe, so wäre dies einfach ein
Waffenstillstand, der nicht länger dauern würde als bis
sie die Lücken ihrer Streitkräfte ergänzt und Verbündete ge-
funden hätten. Ich stand in Preußen allein, als ich bei
der luxemburgischen Frage den Ausbruch des Krieges ver-
hinderte; ich handelte so, weil ich glaubte, daß die damals
bestehende Empfindlichkeit mit der Zeit sich legen und ganz
verschwinden könnte wie die durch die Niederlage bei Waterloo
hervorgebrachten Gefühle geschwunden sind. Aber ich irrte
mit dieser Annahme, und so viel ist gewiß: So lange Frank-
reich durch den Besitz von Straßburg und Metz im Stande
ist, Deutschland jederzeit anzugreifen, so lange werden wir
immer wiederkehrenden Kriegen ausgesetzt sein.