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Forderung, betreffend das württembergische Postreservat, die
von ihm (Mittnacht) mit Aussicht auf Erfolg geführten Ver-
handlungen und ihn persönlich bringen würde.
Bismarck: „Beruhigen Sie sich; ich selbst lege der Frage
eine entscheidende Bedeutung nicht bei, und ich habe mich
bisher in der Hauptsache nur zum Sprachrohr des General-
postmeisters Stephan gemacht.“)
Versailles, 30. Oktober 1870.
Unterredung mit dem kgl. sächsischen Staats-
minister Frhr. v. Friesen und dem Staatsminister
Delbrück, betreffend die Verhandlungen wegen
Gründung des Deutschen Reiches.“
Bismarck gab Friesen zunächst eine ziemlich eingehende
Darstellung der politischen und militärischen Lage überhaupt
und teilte ihm dann mit, daß ein baldiger Friedensschluß
möglich, sogar ziemlich wahrscheinlich sei und vorläufige Be-
sprechungen darüber schon begonnen hätten. In Verbindung
hiermit kam er auf die bereits in Aussicht gestellte Reise
des Königs von Sachsen nach Versailles, die ganz speziell
besprochen wurde. Dann teilte er Friesen mit, daß die
schon seit einigen Tagen anwesenden Minister von Bayern,
Württemberg, Baden und Hessen wegen ihres eventuellen
Anschlusses an den Norddeutschen Bund schon vorläufige Be-
sprechungen teils mit ihm selbst, teils mit Delbrück gehabt
*) Bei einer weiteren Besprechung am 7. November, in
welcher Delbrück über den Stand der Verhandlungen Vortrag
erstattete, wurde die eigene Verwaltung der württembergischen
Post und Telegraphie und Freiheit im internen Verkehr von
Bismarck zugestanden.
“) Heinrich Freiherr v. Friesen, Erinnerungen aus meinem
Leben Bd. III, S. 157 f.