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einemn König. Gleichwohl gefällt es Ihnen, uns Eroberungs-
sucht und Ehrgeiz vorzuwerfen? Wirklich, Herr Graf, man
meint zu träumen, wenn man derartige Anklagen aus Ihrem
Munde hört.“
Bismarck: „Gesetzt, es ist so, aber all das würde wieder
verschwinden, wenn wir nicht die territorialen Bürgschaften
hätten, die ich verlange: Metz und Straßburg.“
Thiers: „Diese Plätze haben selbstverständlich eine große
Bedeutung: indessen sollte es wirklich für den Fall eines neuen
Einfalles der Deutschen eine Bedeutung haben, zehn Meilen
näher oder entfernter von Paris zu sein? Wenn eine lange
und mächtige Linie wie der Rhein eine gewisse Garantie
geben kann, so werden einige Meilen mehr oder weniger,
die Sie der Pfalz anreihen, Ihnen keinen Schutz geben
gegen die Wunde, die Sie in unserem Herzen zurücklassen.
Sie haben also ein größeres politisches Interesse daran, uns
diese Plätze zurückzugeben, als ein strategisches, sie zu be-
halten. Wie dem aber auch sei, ich wiederhole es Ihnen,
ich habe weder die Ermächtigung, noch den Willen, einen
Waffenstillstand zu unterzeichnen, in welchem der Lösung dieser
Territorialfragen ein Präjudiz geschaffen würde.“
Bismarck: „Könnte man nicht, um ein Präjudiz zu ver-
meiden, einen Mittelweg einschlagen? Frankreich könnte ja
in den okkupierten Provinzen nach seiner Wahl Notable aus-
suchen, ohne die Formalitäten von Wahlen zu berücksichtigen?“
Thiers nahm diesen Vorschlag an, und behielt sich vor,
ihn entsprechend zu redigieren. Da Bismarck wiederholt ge-
sagt hatte, er müsse wegen der Dislozierung der Armee
während des Waffenstillstandes und wegen der Lebensmittel,
die Thiers verlangte, die Militärs zu Rate ziehen, so trennten
sich die beiden Staatsmänner, indem sie auf den nächsten
Mittag 12 Uhr ein Rendezvous vereinbarten.
Noch am selben Tage besuchte Bismarck Thiers, um ihm
zu sagen, er möchte statt Mittag erst um 2 Uhr nachmittags