— 49 —
Bismarck nicht. Sie würde die deutsche Armee behindern.
„Man wird eine Demarkationslinie machen; diesseits und
jenseits derselben sind beide kriegführenden Parteien unge—
hindert.“ Bismarck hatte bereits diese Linie mit Rotstift
auf eine Karte eingezeichnet. Seiner Bemerkung zufolge
würden die 160.000 Mann, welche die Kapitulation von Metz
verfügbar gemacht hatte, vorwärts marschieren, um Rouen,
Havpre und die Normandie zu besetzen; sie würden erst am
Tage des Waffenstillstandes den Vormarsch einstellen. Das
französische Interesse erheische also, so schnell als möglich
zu unterzeichnen.
Artikel 6: Die Lebensmittelfrage. Große Schwierig-
keiten seitens Bismarcks: „Sie verlangen von uns zu viel.
Wenn wir Ihnen gewähren, was Sie verlangen, so werden
Sie sich zwei Monate länger in Paris halten, und wir müßten
den ganzen Winter hier liegen bleiben, denn es gelüstet uns
gar nicht. Paris zu zerstören. Wir wollen abwarten, bis
Ihre Lebensmittel zu Ende gehen. Dieser Artikel muß also
entschieden umgeändert werden. Wenn Sie uns ein Fort
einräumen, so gebe ich Ihnen Lebensmittel.“
Thiers: „Nein. Falls wir ein Fort hergeben müssen,
so verzichten wir lieber auf den Waffenstillstand.“
Ohne weiter in Thiers zu dringen, ging Bismarck zum
letzten Artikel über, betreffend den unparteiischen Dritten. Bis-
marck wollte nicht, daß dieser dritte Unparteiische aus der
Zahl der Neutralen genommen werde.
Bismarck: „Ich vermisse in Ihrem Entwurfe noch einen
Abschnitt über die Flotten. Ich hätte gerne gehabt. daß
Ihre Schiffe nicht weiter als bis zur Seinemündung gingen.“
Thiers: „Wie, gehören Dieèppe, Boulogne und Dün-
kürchen nicht mehr uns? Die Grenze für unsere Flotte wird
Pas de Calais sein.“ Die deutsche Flotte, deren augen-
blicklichen Aufenthalt Bismarck nicht kannte, sollte da statio-
v. Poschinger, „Also sprach Bismarck", Band II. 4