Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

kurze Dauer. Da Thiers Bismard geneigt sah, mit ihm 
zu plaudern, so brachte er ihn auf das Jahr 1866, ihn 
bittend, er möchte ihm erzählen, was er in dieser für ihn 
so glorreichen Periode alles erlebt hatte. Thiers glaubte 
Bismarck damit bei seiner schwachen Seite zu packen, und 
wirklich gab der letztere der Versuchung nach. 
„In Biarritz hatte ich nichts erreicht, obwohl ich alle 
Mittel in Bewegung gesetzt hatte, um Napoleon zu einer 
Allianz mit Preußen zu bewegen. Nach Sadowa hat mich 
die Haltung Napoleons, die Furcht vor einer Koalition der 
Franzosen, Oesterreicher und der kleinen süddeutschen Staaten 
bewogen, den Frieden von Nikolsburg abzuschließen. Der 
König wies denselben mit Indignation zurück. Er nannte ihn 
eine Feigheit. Er hätte am liebsten Oesterreich zerstören 
wollen. Ich erklärte, dies gehe zu weit. Wir hätten die Leere 
zwischen Prag und Konstantinopel nicht ausfüllen können. Es 
gab heftige Szenen mit dem Könige. Ihm verdanke ich 
meine Krankheit. Eines Tages, als er mich in meinem Zimmer 
aufsuchte, brachte er mich so auf, daß ich von meinem Bett 
aufstand und mich in mein Teilettenkabinett einschloß, das 
zu verlassen ich mich weigerte, bis er fortgegangen war. Auf 
diese Weise hatte ich ihn mir vom Leibe geschafft. In meinem 
Familienarchiv habe ich den Entwurf zu dem Frieden don 
Nikolsburg aufbewahrt, auf den der König mit eigener Hand 
geschrieben hat: Ich unterzeichne, durch die Gewalt besiegt, 
die mir mein erster Minister antut. — Preußen war ver- 
loren, wenn es dem Kriege nicht ein Ende machte. Glauben 
Sie mir, die Monarchie macht republikanisch. Eine einfache 
Demonstration von Frankreich hätte damals alles verändert. 
Goltz') hat nicht nur nicht zum Kriege gedrängt, sondern im 
Gegenteile bis zum letzten Momente für den Frieden ge- 
fochten. Um demnächst den König zum deutschen Kaiser zu 
erheben, warte ich die Initiative Bayerns ab.“ 
*) Graf von der Goltz, der preußische Botschafter in Paris.
	        
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