kurze Dauer. Da Thiers Bismard geneigt sah, mit ihm
zu plaudern, so brachte er ihn auf das Jahr 1866, ihn
bittend, er möchte ihm erzählen, was er in dieser für ihn
so glorreichen Periode alles erlebt hatte. Thiers glaubte
Bismarck damit bei seiner schwachen Seite zu packen, und
wirklich gab der letztere der Versuchung nach.
„In Biarritz hatte ich nichts erreicht, obwohl ich alle
Mittel in Bewegung gesetzt hatte, um Napoleon zu einer
Allianz mit Preußen zu bewegen. Nach Sadowa hat mich
die Haltung Napoleons, die Furcht vor einer Koalition der
Franzosen, Oesterreicher und der kleinen süddeutschen Staaten
bewogen, den Frieden von Nikolsburg abzuschließen. Der
König wies denselben mit Indignation zurück. Er nannte ihn
eine Feigheit. Er hätte am liebsten Oesterreich zerstören
wollen. Ich erklärte, dies gehe zu weit. Wir hätten die Leere
zwischen Prag und Konstantinopel nicht ausfüllen können. Es
gab heftige Szenen mit dem Könige. Ihm verdanke ich
meine Krankheit. Eines Tages, als er mich in meinem Zimmer
aufsuchte, brachte er mich so auf, daß ich von meinem Bett
aufstand und mich in mein Teilettenkabinett einschloß, das
zu verlassen ich mich weigerte, bis er fortgegangen war. Auf
diese Weise hatte ich ihn mir vom Leibe geschafft. In meinem
Familienarchiv habe ich den Entwurf zu dem Frieden don
Nikolsburg aufbewahrt, auf den der König mit eigener Hand
geschrieben hat: Ich unterzeichne, durch die Gewalt besiegt,
die mir mein erster Minister antut. — Preußen war ver-
loren, wenn es dem Kriege nicht ein Ende machte. Glauben
Sie mir, die Monarchie macht republikanisch. Eine einfache
Demonstration von Frankreich hätte damals alles verändert.
Goltz') hat nicht nur nicht zum Kriege gedrängt, sondern im
Gegenteile bis zum letzten Momente für den Frieden ge-
fochten. Um demnächst den König zum deutschen Kaiser zu
erheben, warte ich die Initiative Bayerns ab.“
*) Graf von der Goltz, der preußische Botschafter in Paris.