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Versailles, 3. November 1870.
Vierte Unterredung mit Thiers über den Abschluß
eines Waffenstillstandes.“
Um 8 Uhr abends ging Thiers zu Bismarck, und konnte
diesem auf Grund der ihm von Cochery gebrachten Mit-
teilungen eröffnen, daß die Ordnung in Paris wieder her-
gestellt sei. Bismarck schien durch diese Nachricht nicht sonderlich
befriedigt. „Gestern sagten Sie mir, Sie wollten beim König
und bei den Militärs einen letzten Versuch machen, um einen
Waffenstillstand mit beschränkter Einfuhr von Nahrungsmitteln
nach Paris zustande zu bringen. Was haben die Herren
beschlossen?“
Bismarck: „Sie werden selbst die beschränkte Nahrungs-
mittelzufuhr nur unter der Bedingung genehmigen, wenn Ihr
ihnen ein Aequivalent bietet.“
Thiers: „Aber welches Aequivalent?“
Bismarck: Verzichten Sie auf die Nahrungsmittelzufuhr
— oder liefern Sie uns ein Fort von Paris aus.“
Thiers: „Was Sie in beiden Fällen verlangen, kommt
der Uebergabe von Paris gleich; wie haben Sie nur die
Verhandlungen mit dem Glauben eröffnen können, daß wir
solche Bedingungen annehmen würden.“
Bismarck: „Aber Sie mußten sie doch voraussehen.“
Thiers: „Wir haben nur den Vorteil vorausgesehen, den
es für Sie hätte, sogleich über den Frieden in Verhandlung
treten zu können, und zwar mit einer regelmäßigen Regierung,
und wir glaubten, daß dies wohl den Vorteil, den eine Ver-
proviantierung von Paris für uns hat, aufwiegen würde.“
Bismarck: „Wir waren gewiß bereit, Opfer zu bringen,
um zu einem baldigen Frieden zu gelangen. Aber der Auf-
*) Nach der Tiers'schen Darstellung, a. a. O., S. 93.